Ein kurzer Blick in die Welt des kommerziellen Citruanbaus

Kisten mit gepfläckten Apfelsinen

Es darf nicht vergessen werden, das Citruspflanzen weltweit mit die am meisten angebaute Obstart sind. Daher soll in diesem Kapitel etwas der kommerzielle Obstanbau beleuchtet werden um auch hier einen kleinen Einblick in die Agrarpraktiken einer Citrusplantage zu geben:

Eine Apfelsinenplantage in Florida

Auf dem Gelände der zukünftigen Plantage sollte vor der Pflanzung ein Windschutz nach Norden hin angebracht sein und je nach Lage muß über eine angepasste aktive oder passive Frostschutzmaßnahme nachgedacht werden. Zuvor jedoch wird der Boden weiträumig durchgepflügt und von groben Steinen befreit. Eine genaue Bodenuntersuchung nach den Richtlinien der ansässigen Agrarämter sollte auf jeden Fall vorgenommen werden. Bodennährstoffe, Zusammensetzung, pH-Wert und Kalkwerte sollten mindestens für die Fläche im Mittelmaß ermittelt werden, Stichproben sollten Kalkeinlagerungen, Felsen oder Sandfelder ermitteln. Danach wird eine gründliche Gründüngung vorgenommen, damit während der Baumaßnahmen die Fläche nicht ausgezehrt wird. Die Fläche sollte in Pflanzreihen, je nach Breite der Bäume unterteilt werden. Zwischen den Pflanzreihen sollte ein Kultivationsweg von etwa zwei Meter Breite einkalkuliert werden. Ebenfalls sollten Querverbindungen eingeplant werden um die Bebauungsfläche gut befahrbar zu machen. Die Wasserversorgung sollte durch Pumpen, Speicher und Filteranlagen vorbereitet werden, so daß nach der Bepflanzung nur noch die flexiblen Röhren für die Reihenbewässerung verlegt werden müssen. Bei der Bewässerung sollte zwischen Tropfemittern und Microregnern ausgewählt werden, wobei bei Tropfemittern leicht bessere Bewässerungsergebnisse erzielt werden, als bei Mircosprinklern. Dafür verstopfen Tropfemitter häufiger, so daß der Wartungsaufwand höher liegt. Beide Regner eignen sich hervorragend für Bewässerung mit zusätzlicher Flüssigdüngung (Fertigation). So wird an einer Zentralstelle zumeist nach der Hauptwasserpumpe eine Dosiereinrichtung mit Filter angebracht, die dem strömenden Wasser eine entsprechende Flüssigdüngung zusetzt. So wird Dünger sehr sparsam und vor allem Grundwasser schonend direkt in den Wurzelbereich eingebracht und durch den filter werden Schwebestoffe der Düngerlösung (Salzklümpchen) abgefangen. Beim Einsatz von Microregnern muß nach der Bepflanzung darauf geachtet werden, daß möglichst der gesamte Wurzelraum in der Baumscheibe (Raum unter der Krone) mit Feuchte benetzt wird. Eine Benetzung oder Beregnung von Stamm und Stammgrund muß verhindert werden. In einer renomierten und zertifizierten Baumschule werden die Pflanzen entsprechend Klimabedingungen, Bodenbeschaffenheit, Ertrag, Fruchtqualität und Krankheitsresistenz ausgewählt und in der entsprechenden Menge bestellt. Dabei ist zu beachten: Es gibt keine Pflanzenkombination welche für alle Umstände geeignet ist, hier muß mit Baumausfällen durch Krankheiten, Ertragsminderung durch schlechte Böden oder schlechterer Fruchtqualität, gerechnet werden. So wird eine renomierte Baumschule zu verschiedenen Kombinationen raten, die über die Fläche verteilt angeordnet werden sollten, aber ebenso zu bestimmten Kombinationen raten, wenn bestimmte Bodenumstände keine andere Wahl lassen, wie hohe Salz- und Kalkwerte. Hier muß mit Ertrags- , Qualitäts-, oder Baumverlusten gerechnet und geplant werden. Daraufhin wird die Baumschule die geforderte Anzahl an Bäumen zum Pflanzzeitpunkt vorrätig haben und liefern können. Vor der Pflanzung wird die Fläche von allen Wildkräutern befreit und ggf. wird nach Angaben der Baumschule oder den Agrarämtern eine leichte Bodenbedeckung als Errosionsschutz oder Verdunstungsschutz vorgenommen. Nach der Containergröße wird nun ein Pflanzgraben oder entsprechende Pflanzlöcher ausgehoben und die Pflanzen werden gesetzt. Danach wird die Erde wieder auf den Wurzelraum verteilt und leicht verdichtet. Dabei werden die Bewässerungsrohre mit montiert und die Bewässerungen für jeden Baum angebracht. Nachdem einige kleinere Drainagegräben gezogen worden sind um stauende Nässe vom Stamm abzuhalten und wegzuleiten, wird die Bewässerung eingeschaltet und die Erde gut an den Wurzeln eingeschlämmt. Bei einigen Plantagen werden zunächst erst die Unterlagen gepflanzt und bei angewachsenen Pflanzen wird ein Veredelungstrupp die Unterlagen mit den gewünschten Sorten vor Ort veredeln. Dieser Vorgang schließt Baumverluste durch nicht angewachsene oder beschädigte Unterlagen beim/nach dem Pflanzen aus. Nach den Richtlinien zur Pflege von Jungpflanzen werden nun in der Plantage die Pflanzen bis zum Vollertragsalter gepflegt. Nachdem die Pflanzen gepflanzt worden sind kann über weiter Maßnahmen wie Frostschutzprogramme nachgedacht werden. Mit Heizanlagen, Windmaschinen oder besonderen Bewässerungsanlagen wird aktiv Wärme erzeugt, oder durch besondere Bodenbedeckung, zusätzliche Windsperren und Kältegräben kann passiv Wärme gespeichert werden, um Frostschäden von den empfindlichen Pflanzen abgehalten werden. Generell sollte aber nur Gebiete ohne Dauerfröste mit hohen Sonneneinstrahlungswerten gewählt werden. Schnittprogramme sind normalerweise nicht nötig, doch zur Formgebung und Erleichterung der Plantagenarbeiten kann ein Schnitt erfolgen. Auch sollten kranke, wildwachsende, alte und abgestorbene Äste entfernt werden. Der Boden sollte ebenfalls gepflegt werden und im Bereich der Bäume sollte kein 'Unkraut' wachsen. Bringen die Bäume die ersten Erträge, so sollte das Düngerprogram für qualitativ ausreichende Früchte abgestimmt werden, auch die Bewässerung wird angepaßt. Vorbeugend wird schon im Jungpflanzenstadium ein Program mit den zugehörigen Agrarämtern zur Schädlingskontrolle ausgearbeitet, wobei natürlichen Maßnahmen der Vorzug gegeben werden sollte. Großflächig ausgebrachte Fungizide, Herbizide und Pestizide mindern die Fruchtqualität, schädigen das Grundwasser und können sogar die Pflanzen selbst schädigen. Daher ist sinnvoller, begrenzter und wohl dosierter Einsatz von chemischen Mitteln gefordert und auch nur dann wirklich nötig, wenn große Schäden für die Plantage drohen. Bäume mit sehr niedrigen Erträgen über lange Zeiträume, Absterbende Pflanzen oder akut erkrankte Pflanzen ohne Heilungsaussichten werden entfernt und durch bessere Kombinationen ersetzt. Bei Krankheiten sollte eine genaue Ermittlung der Krankheitsursache erfolgen und ein Hilfprogramm durchgeführt werden. Die Behandlung sollte nach gegebenen Richtlinien erfolgen und nicht für andere Pflanzen nutzlos 'preventiv' durchgeführt werden.

Ein Pflücker an der Arbeit

Zur Erntezeit müssen entsprechnde Mannkräfte bereit sein, da die Ernte oft nicht günstig mechanisch eingeholt werden kann. Auch gilt es den Erntezeitpunkt abzupaßen, die bei manchen Sorten nur knapp vor den ersten Kälteschäden erfolgen kann. Es müssen die nötigen Geräte zum Abtransport der Früchte vorhanden sein, ebenso die Anlagen bzw. Abnehmer zur Weiterverarbeitung der Früchte. Früchte für den Frischverzehr müssen den Anforderungen für den Frischmarkt genügen und von marktfähiger interner und externer Qualität sein.

Ein LKW in einer Plantage zur Erntezeit

Viele Plantagen verfügen über eine Dreiteilung, ein Drittel ist neu bepflanzt, ein Dittel sichert den Ertrag, daß letzte Drittel liegt brach, oder ist mit alten Bäumen besetzt und wird bepflanzt, sowie das Ertragsdrittel unproduktiv wird und der Hauptertrag vom Neupflanzendrittel erbracht wird. Diese Dreiteilung läßt immer ein ertragsfähiges Drittel zu, so daß die Plantage nie Ertragsunfähig ist.

 

 

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