Mühlenwanderweg
von Ebenau nach zum Naturschutzgebiet Plötz
Der Mühlenwanderweg, einer der wenigen die ich beschritten habe und dennoch einer der schönsten. Es an seinem Weg nur 7 Klein-Mühlen zu sehen, trotzdem ist der Wanderweg seine rund 3 bis 4 Stunden Wegzeit wert.
Er beginnt im nahe des Zentrums von Ebenau in Österreich. Hier verläßt man die Staatsstrasse von der Autobahn kommend und findet auch gleich eine Parkmöglichkeit mit Wegkarte.
Der Weg kann einmal einfach und ein anderes mal weitreichend erlaufen werden, ich stelle den langen Rundkurs über Watzmannblick und Plötz vor.
Festes Schuhwerk sollte man tragen, auch wenn der Weg trotz toller Berge ringsum nicht direkt ins Gebirge führt, ist es doch von Vorteil, sich auf die Schuhe und seine Trittsicherheit verlassen zu können. Da der Weg zum Teil auch steil ansteigt, ist ein wenig Ausdauer von Vorteil - aber keine Notwendigkeit. Die Steilstrecke liegt schattig im Wald und selbst bei 35° C ist es durchaus keine Schwierigkeit, da man sich gerade hier auch Zeit lassen kann, ohne das Hitze oder Sonne ein Problem werden.
Haben wir nun die Wanderschuhe angeschnürt, so sollte im Rucksack eine gute Brotzeit, als auch eine Trinkflasche nicht fehlen. Badehose und Handtuch sind sehr zu empfehlen, warum dazu später mehr.
Ist alles eingepackt, setzen wir unseren Schritt auch gleich entlang der Beschilderung "Mühlenwanderweg" mit der Wegnummer 61 zur ersten Mühle, die nahe des Parkplatzes liegt.
Die "Wasch- oder Wäschmühle" ist die erste Mühle am Weg und nahe des Parkplatzes leicht und rasch zu erreichen. Es ist eine Doppelmühle mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern, die je eine Getreidemühle im Stil der Schwarzwälder Bauernmühle antreiben. Der Aufbau ist dabei für jedes Rad so ählich wie es das Schnittbild in der PDF zur Straubenhofmühle, wo über den einfachen Aufbau mit einem Steingang pro Radachse und je einem Beutelsichter gearbeitet wurde. Diese sogenannten Bauern- oder Gmachmühlen begleiten uns nun auf dem Weg.
Am Trinkbrunnen vor der Mühle können wir uns erfrischen und auch die Wasserflasche nochmals füllen, bevor wir der Strasse folgend, bald nach rechts Richtung Pertill weiterwandern.
Bald schon haben wir die Häuser hinter uns gelassen und wandern entland der Raine und Wiesen der nächsten Mühle zu. Zwar zweigt der Weg über einen Feldweg nach leicht rechts dem Waldrand zu ab, doch wir gehen weiter zur Mühle, die an der Strasse liegt.
Die "Pertill-Mühle" liegt abseits des Ortes am Hang und ist erneut eine wunderschöne Doppelmühle mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern. Sie besitzt ein Einfaches Zulaufgerinne, welches aufgeständert ist und in der hintr dem Gebäude aufgestellten Wasserfalle mündet. Hier werden über Schieber die beiden Zulaufgerinne, auch Kähner oder Kennel genannt, zu den Rädern mit Wasser versorgt, aber auch überschüssiges Wasser abgleitet. Dieses fließt seitlich über eine Rinne in den Leerlauf.
Das Gebäude beinhaltet erneut zwei Getreidemühlen der einfachen Bauart wie oben beschrieben, wobei hier insbesondere der hohe Bodenstein in Östereich "Lieger" genannt, aus einem Konglomeratgestein auffällt. Dieses Gestein wurde gern nahe des Salzburger Untersberg gebrochen und wurde auch als Herrgotszememt bezeichnet. Gesinterte Sandsteine oder Lavasintergesteine sind an Bauernmühlen in Österreich eher selten, Süsswasserquarz-Steine sogar eine echte Rarität. Auch hier sind erneut die einfachen Beutelsichter verbaut.
Anstelle komplexer Wasserregelvorrichtungen sind die üblichen Klapp-Kähner verbaut, die man über eine Aufhängung einfach auf oder seitlich neben des Rad schwenken kann, so daß Wasser auf oder seitlich neben das Rad geleitet werden kann. Aber auch die typische Brettfalle mit einer Klappe im Kähner ist zu finden. An der Pertill Mühle befindet sich sogar neben dem Klapp-Kähner ein Rinne für den Freischuss, so daß kein Spritzwasser auf das stehende Rad abgeleitet wird.
Von der Mühle aus wenden wir uns der Wiese und dem Waldrain zu, wo wir die Rastmöglichkeit im Schatten der Bäume erkennen können. Hierhin wenden wir nun unsere Schritte.
Es geht nun dem Hang entland des Waldes, bald steil und in Serpentinen empor bis aus 750 müNN. Hier finden wir eine Bank, deren Blick genau durch und über den Baumwipfeln zum Watzmann gereicht. Wir genießen den Blick bei einer Brotzeit und einem guten Schluck aus der Trinkflasche, denn der Aufstieg ist anstrengend gewesen.
Der Weg wendet sich auf und entlang des Kammes nun auf über 763 müNN zu einer Bank, die Watzmannblick genannt wird. Leider ist hier der Wald so hoch geworden, daß der freie Blick auf den König der Berchtesgardener Alpen verwehrt wird. Daher rasten wir nicht, sondern schreiten nun steil abwärts bis zur Weggabelung. Hier ginge es zum Kneipp-Becken, oder es geht in Richtung Plötz. Wir folgen dem Mühlenwanderweg auf Route 61, welches leicht ansteigend am Hand bald dessen Grad erreicht, passieren den Sendemast und die Kuppe, wo wir alsbald das Rauschen des Wasserfalles wahrnehmen.
Mitten an der Kante des Rettenbach Fall, auch Plötz Wasserfall genannt, steht nun die dritte Mühle. Es handelt sich um die "Schroffenau Mühle" die hier direkt an der Abbruchkante steht. Auch dies ist eine Getreidemühle. Der Weg zum Haus, nahe des steilen Abbruchs ist schon abenteuerlich, wie muss es erst mit einem 50 Kilo Getreidesack auf den Schultern gewesen sein?
Zwar wollte man mal die Mühle auf Turbinenantrieb umbauen, doch da dies in einer Art Eigenbau vorgenommen wurde, war die Funktion nicht gegeben, so daß es beim Wasserrad als Antrieb blieb.
Leider sind Zulaufgerinne inzwischen zerbrochen und auch das Rad ist halb von der Welle gebrochen, die Mühle ist so nicht betriebsfähig und Reparaturen direkt an der Kante des &umml;ber 30 Meter Hohen Abbruchs mehr als gefährlich und schwierig.
Steil geht es nun hinab, zum Tosbecken des Wasserfalls, an den Klufteingang wir bereits die nächste Mühle finden. Diese lassen wir zunächst aus, denn wir gehen erst dem Gerinne folgend zum Tosbecken des Wasserfalles.
Der imposante Anblick gen den blauen Himmel und den hellbraunen bis ocker farbigen Felsen ist malerisch, staubfein rascht das Wasser hinab.
Rasch legen wir die Badekleidung an und wagen uns in das eiskalte Wasser. Es erfrischt und wir dringen bis hinter die Höhlung des Wasserfalles vor, bevor wir wieder zurück kehren und uns trocknen. Erfrischt sind wir bereit, für die letzten Mühlen, die nun in wenigen dutzend Metern sich die Schlucht hinab aufreihen.
Das lange aufgeständerte Gerinne der "Eder Mühle" führt das Wasser dem Rad zu, welches sich gut 40 cm über dem Grund des Rettenbaches erhebt. Der schlichte Bau ist ebenfalls eine Getreidemühle und weiter dem Wasser folgend erreichen wir nun auch die Gerinne der nächsten drei Mühlen.
Das Gewirr der Rinnen ist von oben besonders gut zu erkennen, an unterschiedlichsten Stellen wird Wasser aus den in Stufen heranfallenden Rettenbaches abgezweigt und in die Gerinne der Mühlen eingeleitet.
Die "Pertiller Mühle" ist ein schönes in Blockbauweise gebautes Haus, welches sich völlig in die Natur des Naturdenkmals Plötz eingliedert. Es wirkt, als wäre es hier gewachsen. Auch die "Pertiller Mühle" hat ein Klappgerinne. Hier wird in der Mühle das Gerinne seitlich weggeschoben und damit der Wasserstrom zum Rad unterbrochen, schiebt man das Gerinne zurück, fließt das Wasser dem Wasserrad zu. Solche Klapp-Gerinne waren an vielen Bauernmühlen typisch und zumeist so ausgeführt, daß diese selbstständig vom Rad wegklappten, entriegelte man den Steller. So konnte hier sogar über einen Automatismus, den sogenannten Mühlenhahn der Steller entriegelt werden.
Das Getreide hält eine Kappe im Vorratstrichter niedergedrückt, so daß ein Seil darin gebunden ein Gewicht halten kann.
Dieses Gewicht wird so geführt, daß es im Fallen einen Hebel betätigt, der am anderen Ende seines Drehpunkts eine Raste hat, die in den Stellarm zum Verstellkähner eingreift.
Wird das Getreide im Trichter leer, so zieht das Gewicht die Klappe darin auf, da das Gewicht auf der Klappe durch das Getreide geringer geworden ist. Das Gewicht gleitet nun an der Führung nach unten, schlägt auf den Hebel, hebt diesen an, der damit aus der Raste des Stellers gehoben wird und der Verstellkähner, der nun nicht mehr auf dem Rad gehalten wird, schwingt durch sein Eigengewicht zur Seite. Das Wasser trifft nicht mehr die Schaufeln des Rades, dieses läuft aus und die Mühle kommt zum Stehen.
Auch die "Pertiller Mühle" ist eine Getreidemühle in ihrer wuchtig, uhrigen Konstruktion und sehr gutem Erhaltungszustand, gleich gegenüber des kleinen Schwimmbeckens im Plötz absolut sehenswert.
Eigentlich zweigt der Mühlenwanderweg nun über die Brücke des Schwimmbeckens hinweg ab, ginge dort durch den Wald zurück, doch würde man so zwei Mühlen auslassen, was so nicht geht. Also verlasst man hier den Weg Nummer 61 und steigt hinab zu der nächsten Mühle, der "Schindlau Mühle".
Die "Schindlau Mühle" sieht der "Pertiller Mühle" absolut ähnlich, nur anstelle dem rohen Blockbau wurde sie mit kleinen Schindeln verkleidet, was dem Gebäude immer ein schuppiges Aussehen verleiht, wie die Schuppige Haut eines Lebewesens. Auch die "Schindlau Mühle" hat einen sehr guten Erhaltungszustand im Jahr 2013 und präsentiert sich nahezu optimal.
Die "Schindlau Mühle" hat ebenfalls einen Klapp-Kähner, nur dieser befindet sich nicht über dem Rad, sondern davor. Der Müller musste also das Gebäude verlassen um die Mühle abzustellen: Er schob einen Teil des Gerinnes seitlich weg, Wasser floss nun nicht mehr dem Rad zu, sondern seitlich über Steine dem Rettenbach zu. Hatte die "Pertiller Mühle" einen runden Wellbaum, der im Bereich des Rades Viereckig ausgefertigt war, so ist bei der "Schindlau Mühle" der Wellbaum komplett viereckig, und lagert mit seinem Zapfen in einem massiven aus Bruchstein gemauerten Widerlager. Alle Räder der Mühlen sind durch ein kleines Dach geschützt, bei der "Schindlau Mühle" ist es eine freie Verlängerung des Hausdaches über das Rad ohne Stützen.
Am Fuss der Schlucht findet sich dann die "Hofbauer Mühle". Ein Betonfundament trägt das in Blockbauweise errichtete Gebäude, welches über einen langen Zulaufkähner verfügt. Dieser ist in Höhe der "Schindlau Mühle" aufgehängt. Er kann so nach unten in den Strom agelassen werden, oder nach oben gezogen werden, um die Mühle anzuhalten. Auch hier muss also der Müller die Mühle verlassen, will er diese abstellen oder in Betrieb nehmen, eine eher ungünstige Situation.
Wie alle Mühlen des Wanderweges hat auch die "Hofbauer Mühle" ein oberschlächtiges Wasserrad mit dem sogenannten Holländischen Armverband, dabei ist die runde Welle auch hier im Bereich des Rades zum Fixieren der Radarme viereckig ausgeführt und das ässere Ende lagert auf einem Lager, welches direkt auf einem großen Findling angebracht ist.
Das Wasserad erschien im Jahre 2013 als völlig neu, wie als hätte man es eben erst auf die Welle aufgesetzt, selbst die Schrauben glänzten noch neu und unverbraucht. Wasserspuren hatte das Rad auch keine, es schien, als wäre das Rad im Jahr 2013 noch nicht wirklich unter Wasser gelaufen. Dafür dreht es sich frei, leicht und mit nur einer minimalen Unwucht. Eine gute Arbeit eines Wasserradbauers.
Der Weg geht hier nun zu Ende, man verlässt die Rettenbach Schlucht über den Pfad hinaus zur Strasse, an der wir über den asphaltierten Fussweg entlang zurück zum Parkplatz laufen.
Es ist ein großartiger Wanderweg mit herrlichen Bauernmühlen, die meisten in einem absoluten Top Zustand. Schade, daß sich die Räder nicht zumindest mit Wasser drehen. Auch wenn der Weg oft ein wenig beschwerlich ist, gerade im Anstieg und dann dem steilen Abstieg in die Plötz Schlucht, ist der Weg eine sch&oum;ne Tour, die sich innerhalb der 3,5 Stunden sicher wandern lässt.
Für Mühlen-interessierte ist er jedoch absolut geeignet und es gibt in Deutschland kaum schönere Mühlenwanderwege.
Für alle Interessierte habe ich den Mühlenwanderweg für Google Earth aufbereitet. Dieser Weg mag sich nicht für alle GPS Geräte eignen, da er in Google Earth rekonstruiert wurde, doch dies mag auch ein Verschulden meines GPS Trackers sein, der hier zu ungenau arbeitete. Doch habe ich mit dieser Datei es geschafft, auch die Mühlenstandorte zu markieren und die gesammelten Informationen zu den Mühlen zur Verfügung zu stellen, die entlang des Weges gewesen waren.
Die Datei kann man hier herunterladen, oder sich direkt in Google Maps anzeigen lassen.
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