Rundgang durch histrorische Sägemühlen
Der virtuelle Rundgang durch die historischen Sägemühlen soll zeigen wie in der Zeit vor den computer gesteuerten Sägewerken mit vollautomatischem Ablauf einst aus Stämmen von gefällten Bäumen Balken und Better geschnitten wurden.
Das eigentliche Verfahren des Holzschnitts ist immer gleich und ist bereits seit hunderten Jahren bekannt. Dazu wurden die Bäume zunächst entastet und dann der Säge zugeführt.
Frühere Sägen hatten einen Rahmen, der Mittels eines Schlagdaumen angehoben wurde und dann Aufgrund der Schwerkraft nach unten sackte und so das einzelne Sägeblatt durch den Stamm trieb.
Sägerahmen der Klopfsäge im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
Dabei wurde allein die Schwerkraft benutzt, aber auch die Schnittgeschwindigkeit dieser sogenannten "Klopfsägen" ist nicht gerade hoch, zudem war es eine aussergewöhnliche Lärmbelastung, denn diese Sägen verursachten ein deutliches Schlagen, welches weit zu hören war.
Später erst fand man den Kurbeltrieb und hob und senkte den Sägerahmen durch den Stamm aufgrund der Auf und Ab Bewegung der Kurbel.
Damals direkt von der Welle des turbinenartigen Wasserrades angetrieben sorgten diese als "Venezianersägen" bekannt gewordenen Hochgangsägen für eine deutliche Verbesserung des Holzschnittes, weil es eine Steiegerung der Schnittgeschwindigkeit mit sich brachte.
Auf die besonderen Sägen, die Hochgangsägen mit einem schnelllaufenden Kleinwasserrad oder Venezianer Säge gehe ich hier nicht ausführlich ein, auch wenn deren Form sicherlich hier mit Bildern behandelt wird. Diese Sägen hatten meist kleine, schnelldrehende Wasserräder, sogenannte Watschel.
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Watschel einer Venezianer Säge, der "Steger Säge", am Schlern in Südtirol, Herberge des Naturparkhauses Schlern-Rosengarten direkt an der Tschaminer Schwaige |
Das kleine Wasserrad einer Venezianer Säge im Freilichtmuseum Tiroler Bauernhäuser in Kramsach, Österreich. Im Gegensatz zum obigen Watschel ist es noch ursprünglicherweise aus Holz gefertigt und das Schussgerinne liegt offen. |
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Hier nun der Direktantrieb des Sägerahmens der Venezianersäge. |
Die historische Sägemühle des Gallushofes im Schwarzwald
Die Sägemühle des Gallushofes ist eine typische Sägemühle mit Wasserradantrieb im nördlichen Schwarzwald nahe Oberharmersbach.
Sie wurde in den 80er Jahren wieder neu aufgebaut. Der Besitzer des Gallushofes , Zimmermann Klaus Lehmann hat es erbaut. Das Rad hat einen Durchmesser von 4,5 Meter und ist 1,2 Meter breit. Pro Schaufel kann es 65 Liter Wasser aufnehmen und erbringt eine Dauerleistung von 14 kW, genug Kraft für das Vollgatter der Säge.
Auch heute noch ist die Säge für Vorführungen und bei Restaurierungsarbeiten in Betrieb.
Das Vorgelege der Sägemühle des Gallushofes zeigt das große Kammrad. Es ist aus Gußeisen und mit vielen einzelnen Holzzähnen, sogenannten Kämmen, aus Buchenholz besetzt. Es greift in das Vollzahnrad aus Gußeisen ein, wo auf gleicher erneut ein Kammrad mit Buchenholz-Kämmen sitzt, welches dann auch wieder in ein kleines Zahnrad aus Eisen eingreift. Auf dessen Welle sitzen dann die hölzernen Riemen-Traibräder. |
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Die Stämme wurden meist über ein ausgeklügeltes Transportsysttem zum Einzug und Vorschub der Stämme zum Gatter. An der Säge des Gallushofes ist dies ein Klingenrad, welches die Auf und Ab Bewegungen des Sägerahmens benutzt, um das Klinkenrad zu drehen und damit die Winde zum Transport des Blockwagens oder des Stammes zum/auf den Holzgleiter zu bewegen. |
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Ansicht des Gatters in der Gallussäge. |
Viele der Sägen litten unter Wassermangel, denn dann konnte das große Wasserrad nicht die erforderliche Leistung erbringen um die Sägen zu betreiben, ja an vielen der kleineren Hofsägen konnten gar keine großen Wasserräder montiert werden, weil hier oft die Wassermengen nicht ausreichten, um diese Monster der Wasserkraft zu betreiben.
Ein Rad wie das der Gallushof Säge hat die Kapazität rund 500 Liter Wasser pro Sekunde zu verarbeiten. Um aber mehr Leistung zu erzeugen, müssen die Räder entweder um Durchmesser wachsen, um so mehr Fallhöhe nutzen zu können, oder breiter werden, um mehr Wasser zu verarbeiten.
Doch allein damit ein Rad einen Kubimeter Wasser verarbeiten kann, müsste es dann über 2 Meter Breite aufweisen, bei einem oberschlächtigen Rad ein wahres Monster. So wurden hier dann meist stärkere Wasserströme angezapft und große unterschlächtige Räder mit der Kapazität von 2 Kubikmeter und mehr pro Sekunde verarbeiten zu können, eingesetzt. Dies zeigt sich z.B. an der 's Glatze Mühle in Seelbach im Schwarzwald, wo das große uunterschlächtige Wasserrad nun fast 20 kW Leistung erzeugt, genug Leistung für ein modernes Vollgatter und alle Nebenmaschinen.
Wo dies nicht möglich war, mußten andere Kraftquellen eingesetzt werden, um bei Schwachwasser den Wasserantrieb zu stützen oder völlig zu ersetzen.
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Beispielhaft hier nun eine typische Lokomobile zum Antrieb einer Mühle. Diese ist in der Dampfmühle des Freilichtmuseums Hagen aufgestellt, dient aber nicht zum Antrieb der Getreidemühle, sondern stammt aus einem Sägewerk. |
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Der Hilfdiesel vom Typ Deutz MIH 332 in der Säge des Kühnerhofes in Sasbach. |
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Hier nun ein modernes Vollgatter, wie es auch heute noch zu finden ist. Die zwei Stockwerke messende Gußrahmenkonstruktion wirkt wesentlich filigraner als die Holzrahmenkonstruktion. |
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Die Kantensäge in der Säge des Kühnerhofes. |
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Blick auf den Sägeboden der Ahrainer Mühle in Fischbachau im Landkreis Irschenberg. Die Stämme wurden aussen auf dem Rundholzplatz abgeladen und dann &uum;ber eine Rampe auf den Sägeboden gezogen. Die Blockwagen sind bereits mit einer Spannzwinge ausgerüstet, dies ist bei heutigen Gattersäge ebenso der Fall. Erkennbar ist zudem, daß es zwei Gattersägen gibt, um unterschiedliche Rundhölzer sägen zu können. |
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Eines der Maschinenwerke Gubisch AG Vollgatter der Ahrainer Mühle. Diese Gatter kamen von einem Hersteller in Liegnitz, Schlesien. Diese Vollgatter der Ahrainer Säge sind daher eine Besonderheit, da hier Maxhütte und Esterer vorherrschten. |
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Viele Sägemühlen liegen am Wasser, weil man das Holz früher oft nicht mit Fuhrwerken, sonern als Floß zu den Sägen brachte. Denn Stromauf wurde das Holz geschlagen und stromab, lag die Mühle. So konnte das Fließen des Wassers den Transport der Stämme übernehmen. |
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Andere Mühlen, andere Techniken. Hier die Säge des Kloster Ettal. Sie ist leider nicht mehr in Betrieb, aber der Einzug der Stämme aus dem Mühlgraben und Mühlstau vor den ehemaligen Wassereinläufen zu den Wassertriebwerken. Hier findet man einen Kettenzug mit einer Endloskette. |
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Dies ist nun eine kurze Abhandlung über historische, wasserbetriebene Sägemühlen. Es gibt hier recht wenig aussergewöhnliches, doch führte dies zu den heutigen modernen Sägewerken. Hier sind die Arbeitsschritte hintereinander in ganzen Produktionsstrassen geschaltet, und werden computer gesteuert vom Stamm bis zum fertigen Brett oder Balken nach Kundenwunsch automatisch durchlaufen.
In den historischen Sägemühlen mßte noch der Sägemüller diese Schritte manuell ausführen, konnte dabei aber auf jedes Brett Einfluß nehmen, und oft aus dem natürlichen Rohstoff wesentlich mehr machen, als dies die computer gesteuerten Anlagen heute schaffen. Daher werden gern bei Restaurierungsarbeiten solche alten Sägen benutzt, denn nur damit kann man die Balken und Bretter in der gleichen Form und Weise fertigen, wie es damals war.. und das in der gleichen Qualität wie damals und auch im Einklang mit dem Naturstoff Holz.
Daher ist es wichtig, auch heute viele dieser Mühlen zu erhalten und betriebsfähig zu halten.
Besuchen wir daher eine dieser alten Sägemühle, die wir ein wenig im Detail vorstellen wollen, vor allem weil diese am Ursprungsort steht und voll betriebsfähig ist!
Die Sägemühle vom Gafazutweg aus gesehen. |
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Das oberschlächtige Holzwasserrad der Alten Säge Latschau wurde erst 2011 neu gebaut. Es hat einen Durchmesser von 4,1 Meter, es ist rund 1 Meter breit und verfügt über ein Schluckvermögen von 120 Liter pro Sekunde. Dies entspricht ca. 100 Liter Wasser pro Kammer. |
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Die Freischussklappe kann vom Innenraum aus über einen Spindelantrieb verstellt werden. |
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Hier nun der Blick auf den Freifluter und den Freischuss. |
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Im Untergeschoss der Mühle liegt nun der Getriebekeller. Hier liegt das Vorgelege. Ein Kammrad überträgt die Drehung des Wasserrades auf ein Metallritzel, welches die Welle mit den Riemenscheiben antreibt. |
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Früher trieb ein lederner Riemen dann den Sägerahmen an, heute nimmt ein moderner Kunststofftreibriemen diese Stelle ein. |
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Über dem Kurbeltrieb auf dem Sägeboden liegt der Rahmen. Er besteht aus einem Holzgerüst massiver Balken. In diese sind Gleitstangen aus poliertem Eisen eingelassen, an denen der Sägerahmen geführt wird. Der Sägerahmen wird über die Pleulstangen, die ´Stelzen´ über den Kurbeltrieb aus dem Keller auf und nieder bewegt. |
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Die Rückseite des Blockwagens. |
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Das Friktionsrade der Blockwagentransporteinrichtung. Es wird über die Schubstange vom Hebelwerk unter dem Dach der Säge bewegt. Die Schubstange kann mittels Löcher in einem Kipphebel verstellt werden, so daß die Schubstange mehr oder weniger Hubweg ausführt. Beim Hochgang löst sich das Reibelement vom Friktionsrad, beim Niedergang drückt die Schubstange das Reibelement fest gegen das Friktionsrad, welches dadurch - im Foto zu sehen - nach rechts gedreht wird. Über das Zahnrad Getriebe wird dann die unter dem Blockwagen montierte Zahnstange in Richtung Säge bewegt. Da die Zahnstange am Blockwagen fest verschraubt ist, wandert so der Blockwagen mit dem Abwärtsgang der Säge durch die Drehung des Friktionsrades langsam in die Säge hinein. |
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Im kleinen Kontor der Mühle gab es Lagerraum für Abschnitte, aber auch Bretter und Bohlen unterschiedlicher Größen. Zudem gab es dort einen kleinen Ofen, damit sich der Sägemüller im Winter mal kurz aufwärmen konnte. Dieser Ofen wurde mit Schwarten und Kurzschnitt befeuert. Auch wurden hier Bestellzettel aufbewahrt, ebenso liegen hier Messwerkzeuge, wie Bandmaß, Gliedermaßstäbe, große Messlehren. Hier lagern Schmierstoffe, Schärffeilen und Anreiswerkzeuge. |
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Sauber sortiert und vom Sägemüller handgefertigt sind die Abstandshölzchen. Typische und für den Holzschnitt häufige Bretterdicken sind in diese Abstandshölzer gearbeitet. |
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In fast allen Sägemühlen finden sich dann Besaumsägen. |
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Die Stammwinde der Mühle. |
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Werfen wir nochmals einen Blick zurück auf die Säge im Abendlicht. Die Dämmerung ist hereingebrochen, doch in der säge brennt noch Licht. Der Blockwagen ist am Ende der Fahrt angekommen, der letzte Schnitt ist gemacht. Der Geruch von frischem Holz liegt in der Luft und das Arbeitslicht der Säge wirft seinen Schein auf den Holzlagerplatz vor der Mühle. Im Tal rauscht der Rafaseibach zu Tal und an der Mühle geht ein Arbeitstag zu Ende. |