Arten der Citruspflanzen
Ich denke es ist wichtig zunächst darauf zu verweisen, daß viele 'Arten' schon von sich aus Hybriden sind. Daher würde es den Rahmen eines Buches sprengen, alle Sorten und Hybriden aufzuzählen. Beschränken wir uns auf die gängigen bekannten Arten und einige der daraus resultierenden Hybriden, die am Markt Bedeutung erlangt haben. Doch wie aktuelle Thesen seit längerem belegen, scheinen die typischen Citrusfrüchte von sich aus schon Hybriden zu sein, welche aus einigen 'Elternpflanzen' hervorgegangen sind. Dies habe ich im Kapitel Botanik schon erläutert. Durch die fortwährende Evolution haben sich so Kreuzungen gebildet und überlebt, deren Früchte wir heute als Frucht einer Art, von einer Sorte schätzen. So ist die Orange an sich, nach neusten Untersuchungen wohl eine Kreuzung aus Citrus maxima und Citrus reticulata ist. Doch wir lieben die saftigen Orangenfrüchte und bevorzugen die saftigen und süssen Früchte der spätreifenden Sorten, z. B. Valencia. Daher ist die Einteilung von Citrus in verschiedene Spezien wirklich sehr kompliziert und schwer, weshalb verschiedene botanische Namen und Bezeichnungen bestehen. Die Untersuchungen über die ´Artenreinheit´ berufen sich auf genetische Vergleiche und lassen den Schluß zu, daß nur drei 'Haupt-Mutterarten' für die 'gewöhnlichen' Citrusfrüchte existent sind. So sind dies die Arten Citrus medica, Citrus reticulata und Citrus maxima. Im Folgenden soll eine Tabelle näher Aufschlüsse darüber geben, welche Früchte wohl durch die natürlichen Kreuzungen entstanden sind.
Spezies |
benannt im Jahr |
Name |
verm. Herkunft |
Artenkonzept |
C. aurantifolia |
1913 |
malaischer Raum |
Trihybrid, ähnliche Elternteile wie C. limon |
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C. aurantium |
1753 |
China |
Kreuzung C. reticulata x C. maxima |
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C. maxima |
1765 |
China |
reine Spezies |
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C. limon |
1766 |
Indien |
Trihybrid C. medica, C.maxima und Microcitrus |
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C. medica |
1753 |
China |
reine Spezies |
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C. paradisi |
1930 |
unbek. |
Kreuzung C.maxima x C. sinensis |
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C. reticulata |
1837 |
China |
reine Spezies |
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C. sinensis |
1757 |
China |
Kreuzung C. reticulata x C. maxima |
Citrus läßt sich sehr gut miteinander kreuzen und bis auf wenige Ausnahmen bleiben die Kreuzungspflanzen fruchtbar. So gibt es Hybriden mit Arten ausserhalb des Genius Citrus, wie z.B. mit Pflanzen aus den Genien Poncirus und Fortunella. Viele dieser Kreuzungen wurden gemacht, um als Unterlage für Veredelungen Verwendung zu finden, oder aber um bestimmte Vorzüge, wie Fruchtgröße, Frosthärte, Kleinwuchs oder Armo in die Kreuzung zu bekommen. Viele dieser Kreuzungen sind jedoch ohne nennenswerte Vorzüge und daher nei auf den Markt gekommen. Kreuzungen aus Poncirus mit Citrus jedoch ergaben hervorragende Veredelungsunterlagen (Citrangen, Citrumelos) und aus Kreuzungen von Fortunella mit Citrus ergaben sich aromatische Früchte oder schöne Zierpflanzen. Die Arten innerhalb der Gruppe Citrus erweitern sich ständig, es werden auch Arten in eigene Gruppen ausgegliedert, weshalb zum Teil oft noch Arten unter alten Namen bekannt und erhältlich sind. Es entstehen oft auch einzelne Gruppen, wie die Papedas, innerhalb der Gattung Citrus, welche vielleicht irgendwann eine eigene Gattung unter dem Subtribus erhalten. Innerhalb einer Art wiederum sind, zum Teil durch natürliche Kreuzung und Rückkreuzung, viele verschiedene Sorten entstanden. Mutationen aus Samen und Edelreisaugen führten zu weiteren Sorten, die oft schnell Marktreife erlangten und denen es an Beliebtheit nicht mangelt. Durch solche genetischen Defekte oft decolorierte Pflanzen haben sich als Variegata-Formen Namen gemacht. Diese 'Genetischen Krankheiten' haben keinen Einfluß auf die Fruchtqualität, erhöhen aber den Zierwert, benötigen dafür jedoch um so mehr Licht. Auch Sorten mit gefärbten und gestreiften Schalen sind erhältlich, die oft aufgrund dieser Fehler nicht marktfähig sind, aber einen sehr hohen Zierwert erreichen. Auch dies ist eine Form der Panachierung und ist genetisch bedingt. In Amerika nennt man spontane Knospenmutationen dieser Art einen 'Sport'. Viele Arten haben schon Sorten erbracht, deren Mutation noch nicht völlig abgeschlossen war, wie z.B. die Navel-Orangen. Andere Arten brachten Mutationen hervor, die in freier Natur mangels Samen wohl ausgestorben wären, wie C. medica 'Buddhas Hand'. Viele Citrusanbauländer versuchen durch Kreuzungsprogramme die Vorteile von einzelnen Arten in eine Art zu kreuzen, zum Teil mit Erfolg. So sind Tangelos und Tangors heute vom Markt nur schwer wegzudenken und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Aber auch Kreuzungen innerhalb einer Art sorgen für Veränderungen, Samenmutationen werden mit der Mutterpflanzen 'rückgekreuzt', damit die Mutation in den hochqualitatifen Früchten der Elterpflanze niederschlägt. In den folgenden Artenbeschreibungen wird auf die Art selbst genauer eingegangen, auf ihre Herkunft, Kultur, Vermehrung und Pflege. Geschichte und Nutzung sind ebenso beschrieben, wie die bekanntesten Hybriden. Im direkten Anschluß an dieses Kapitel befindet sich dann eine Seite, welche die üblichen Sorten im Handel aufzählt und sie den Arten zuordnet. Dabei wurden auch Tangors und Tangelos bedacht, die bereits wegen ihres feinen Geschmacks immer häufiger im Handel verlangt werden. diese Tabelle kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, da immer neue Selektionen benannt und für den Verbraucher freigegeben werden, doch anhand der Artenzuteilung kann man erkennen, welche Geschichte selbst hinter den Früchten steht. Ich habe von Pomeranze bisher keine Sortenliste aufgenommen, da nur wenige Sorten für den Markt Bedeutung erlangt haben. Diese sind dann in der Artenbeschreibung zu finden. Einige Arten haben nur eine Sorte, die Art selbst, so bei den Limette. Es bestehen dann aber interessante Kreuzungen und Hybriden, die zum Teil auf dem Markt mehr Bedeutung haben, als die Art selbst. Die Artenbeschreibung kann schließlich auch Hinweise darauf geben, für die eigene Sammlung im Pflanzenfachhandel korrekt Art und Sorte zu verlangen. Mit einer analogen Sortenbeschreibung ist es zwar oft nur schwer möglich aus einer Frucht die Sorte zu ermitteln, aber es kann doch hilfreich sein. Die Artenbeschreibungen folgen als Datenblätter der Sortentabelle in alphabetischer Reihenfolge. Viele Angaben in diesen Datenblättern ähneln den Angaben in professionellen Datenblättern für den kommerziellen Anbau, doch sollte es nicht schwer fallen, diese für die individuellen Pflanzbedingungen anzupassen. Ich habe nun nicht für alle existierenden Arten eine Beschreibung aufgeführt, es würde den Rahmen mehr als sprengen, so daß einige Arten und den ehemaligen ´Mutterarten´ oder nächsten Verwandten zu finden sind; als Beispiel findet sich die Bergamotte bei der Pomeranze wieder, oder die Satsuma bei Mandarine. Wenn eine genaue aktuelle Arteneinteilung interessiert findet diese einmal bebildert in
Givaudan Citrus Varieties Collection der Universität von Californien oder zum Downloaden als Citrus of the World pdf-Datei. Letztere ist zwar veraltet, gibt aber immer noch wertvolle Hinweise zu Artennamen und botanischen Einordnungen, die größtenteils noch stimmen. Dort sollten sogar Semi-Profis etwas finden, was Ihnen ´ützlich´ erscheint. Zum Schluß noch ein kleiner Hinweis: Citrus grandis und Citrus maxima sind meiner Auslegung nach die gleichen Arten, und sollte ich einmal den einen oder den anderen Namen verwenden, bitte ich um Nachsicht.
Es kann hilfreich sein, die Blätter der mal im Vergleich zu sehen, um sich der Unterschiede gewahr zu werden.
Blätter unterschiedlicher Citrus Arten in der Übersicht
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