Der Schnitt von Citruspflanzen
Eigentlich benötigen alle Citruspflanzen keinen Schnitt. Da bei uns jedoch selten eine Pflanze Licht aus allen Richtungen bekommt, wird sie eine Richtung stärker wachsen. Dies läßt sich durch einen Formschnitt gut in den Griff bekommen. Dazu werden die Form störende Zweige etwa 2 Millimeter oberhalb einer nach aussen weisenden Knospe etwas schräg abgeschnitten. Die Schnittstelle kann gegen Infektionen mit etwa Holzkohlepuder desinfiziert werden. Größere Schnittstellen sollten mit einem Messer geglättet werden und mit etwas Wundverschlußmittel, z.B. LacBalsam, verschlossen werden.
Gelegentlich sollten störende, schräg-wachsende oder überkreuz-wachsende Äste, die andere Äste stören ebenfalls entfernt werden. Diese Äste werden an der Basis abgeschnitten. Mit einem Messer werden hier die Schnittstellen zum Ast oder Stamm plan geschnitten und mit Wundverschlußmittel verschlossen.
Parallel zu anderen Ästen verlaufende, aus der gleichen Verzweigung stammende Seitentriebe oder Seitenäste werden ebenfalls an der Austriebsstelle abgeschnitten.
Äste, die von der Spitze her langsam eintrocknen, sollten ebenfalls weit unter der beginnenden Absterbeerscheinung abgeschnitten werden. Entweder direkt am Ansatz, oder wieder etwa 2 Millimeter oberhalb einer nach aussen weisende Knospe. Größere Schnittstellen müssen wieder mit einem Messer begradigt werden. Die Schnittstelle sollte wieder mit etwas Holzkohlepuder desinfiziert werden oder mit Wundverschlußmittel verschlossen werden.
Zweige die im Vorjahr Frucht getragen haben, sollten etwas eingekürzt werden. Dazu wird der Ast ab der Fruchtstelle um etwa 1/3 gekürzt auf eine nach aussen weisende Knospe gekürzt.
Sehr alte Bäume neigen manchmal dazu, im unteren Bereich völlig kahl zu sein und nur noch an kleinen dünnen Ästen oben einige Blätter zu haben. Hier hilft nur noch eine Radikalkur. Dazu werden die Äste bis knapp auf der erste Verzeigung zurück genommen. Dies kann sogar zum Teil mit einer Säge nötig sein. Für solche großen Baumschnitte ist es ratsam einen Kurs im Obstbaumschnitt besucht zu haben, oder einen entsprechenden Fachmann hinzu zuziehen. Dieser große Verjüngungsschnitt läßt unter der Rinde verdeckt liegende Knospen austreiben, wodurch sich junges frisches Holz bildet. Bei sehr großen Rückschnittaktionen sollte dies im frühen Frühjahr passieren, damit die Knospen bei hohen Lichtintensitäten und guten Temperaturen noch kräftig durchtreiben. Es kann dann allerdings passieren, das eine Blüte und damit für diese Saison die Frucht ausfällt. Doch dies lohnt sich, weil das junge Holz im nächsten Jahr fast doppelt trägt.
Ein normaler Verjüngungsschnitt erfolgt ebenfalls im späten Winter oder zeitigem Frühjahr. Hier werden die meisten Äste aus dem Vorjahr etwa um die Hälfte oder um 2/3 eingekürzt. Immer auf eine nach aussen weisende Knospe. Die Schnittstellen sind am Besten mit Holzkohlepulver zu desinfizieren und mit Wundverschlußmittel zu verschließen.
Wildtriebe an der Unterlage, meist an anderer Blättform oder an anderem Geruch der ätherischen Öle beim Reiben des Blattes zu erkennen, sollte früh an ihrem Ansatz abgerieben werden, oder vorsichtig abgerissen werden. Werden sie abgeschnitten, sollte die Schnittstelle mit Verschlußmittel versiegelt werden.
Soll ein Ast eine Schnittstelle eines Seitentriebes überwachsen, so sollte dieser Äst zunächst kräftiger geworden sein. Dann wird die Schnittstelle bis an den Astansatz zuückgenommen und mit einem Messer bis zum Astansatz plan geschnitten. Mit Wundverschlußmittel wird die Schnittstelle verschlossen. Das sekundäre Dickenwachstum des Astes sorgt nun dafür, daß die Schnittstelle gut überwachsen wird.
Zu den Schnittmaßnahmen gehört aus das Entspitzen. Dazu werden die jungen Triebspitzen, die zumeist aus den Endknospen sprießen vorsichtig ausgebrochen, oder mit den Fingernägeln abgeknipst. Nun treiben die unteren Knospen aus, falls diese ebenso noch zu hoch sind, wird wieder entspitzt. Achten sie nur darauf, daß z.B. bei Mandarinen die Blüte zumeist endständig, d.H. an der Triebspitze entsteht. Entspitzen sie hier zum ungünstigen Zeitpunkt, kann es passieren, das Blüte und Frucht ausbleiben. Auch bei Trieben aus den Blattachseln sollten sie warten, ob es nicht ein Blütentrieb wird. Einige Sorten, wie Zitronen, Grapefruit, Limetten und Orangen bilden ganze Blütentrauben an einem Trieb. Entfernen sie diesen fällt Blüte und Frucht an dieser Stelle aus. Sollte es aber ein störender Trieb sein, egal ob Blüte oder Blatt, so entfernen sie ihn vorsichtig. Bei diesen Maßnahmen kann ein 'Einmal-Skalpel' aus der Apotheke sehr gute Dienste leisten. Die Triebe können sanft mit der extra scharfen Klinge sauber abgeschnitten werden, ohne das andere Teile verletzt werden oder ein Stumpf zurückbleibt. Dieser Messer ist natürlich zum Nacharbeiten der Schnittstellen ungeeignet, aber gerade bei Jungpflanzen leistet es gute Dienste.
Kurse über Schnitt von Obstbäume bieten Gärtnereinen und Kleingartenvereine, gegen ein kleines Entgeld an und es lohnt sich, diese zu besuchen..
Erwähnt sei soch das Ziehen von Citruspflanzen in Spalierformen.
Ohne bestŠndigen Schnitt und das An- und Abbinden der Neutriebe ist beim Spalier kaum meine Kultur möglich, aber gerade Flachspalier fangen maximales Sonnelicht und Wärme ein, so daß eine Wand im 'Rücken' der Pflanze beim Spalier viel besser zur Geltung kommt, als beim Solitär. Die Pflanze wird das zu am Stammgrund beschnitten, so daß ein bis drei Seitentriebe den Grundeintritt zum Spalier bilden, und so verzweigt werden, daß sich eine Gabelartige Grundform bildet. Durch weiteres entspitzen werden nun weitere Gabelartige Verzweigungen herangezogen und noch oben aufgebunden. Triebe die nun &uuuml;ber das Spalier hinaus gehen werden abgeschnitten, oder abgebunden, also nach unten zurück ins Spalier gebunden. Weitere Seitentriebe werden nun horizontal angebunden, zur besseren Frucht- und Blütenbildung.Alternativ kann auch das Spalier vergrößert werden, doch muß hier darauf geachtet werden, daß die bisherigen Bundstellen m&oouml;glichst erhalten und wieder hergestellt werden. Bei Rundspalieren ist darauf zu achrten, das der Grundeintritt an zwei oder beser drei verschiedenen Stellen rund um den Grundkreis des Rundspaliers erfolgt, so daß die Gabeln der Verzweigungen ebenfalls rund herum schrärg aufwärts angebunden werden können. Es ist auch möglich den Hautptrieb forlaufend rund herum um das Spalier in die Höhe zu ziehen, dabei Seitentriebe wie gewohnt zur Frucht- und Blütenbildung horizontal anzubinden. Erreicht beim Rundspalier der Spitzentrieb das obere Spalierende, so kann dieser ein einer leichten Abwärtsschleife am Spailer wieder nach unten geführt werden, so daß nach und nach eine geschlossene Blätterwand entsteht.
Das Ziehen eines Spaliers erfordet viel Pflege und regelmäßiges Anbinden, Schnitt und Ausgeizen von Trieben.
Das Auflösen eines Spaliers ist ebenfalls nicht ganz einfach, weil die Pflanze so gut wie keinen Stamm hat, als auch die Grundleitäste der Pflanze oft in bizarren Winkeln abstehen. So wird nach entfernen des Spaliers zunächst das schwächste Leitast abgeschnitten und der Stärkste Leitast aufrecht an einen Stab angebunden. Aus den Seitenästen wird nun langsam und mit viel Geduld, ggf. durch Anbinden und sogeanntes Stäben eine Kronenform strukturiert, die durch weiteren Schnitt langsam weiter aufgebaut wird. Sind Stamm und Krone von Hauptastgerüst fertig aufgebaut, kann ein ggf. verbliebenes Leitast, welches unformiert war, ebenfalls entfernt werden, ausser er wurde in den Aufbau einer Strauchform miteinbezogen. Gebogene Äste müssen ggf. über Jahre langsam wieder gestreckt werden, so daß eben eine Solitär aus einem Spalier anzuziehen wie das Spalier selbst regelmäßigen Schnitt und Nachformen der Triebe benötigt.
Um sich vorweg einige Information zu besorgen ist auch das Studium von Fachliteratur zu empfehlen, da hier zum Teil genauer auf Schnittmaßnahmen eingegangen werden kann, als dies hier möglich ist.