Rundgang durch die Dinkelmühle Graf
Dieser virtuelle Rundgang führt uns nun durch die Getreidemühle in Tannheim im Oberschwaben nahe der bayerischen Landesgrenze.
Ich habe diese Mühle ausgeählt, weil sie eine der typischen größ Handwerksmühle ist, die in der Regel, ebenso wie die alten Getreidemühlen der Dörfer und Höfe nahezu ausgestorben sind.
Die Mühle Graf hingegen ist noch in Betrieb, Getreide, insbesondere Dinkel aus der Region wird hier für regionale Abnehmer vermahlen. Viele dieser Mühlen starben aus, weil Kunden zu den größeren und moderneren Mühlen wechselten, die kleinen und mittleren Mühlen daher keine Kundschaft mehr fanden und so ausstarben.
Der Dinkelmühle ist dies jedoch erspart geblieben. Der Betrieb wurde nie wirklich eingestellt, kann inzwischen aber nur in bestimmten Teil so museal erhalten und durchgeführt werden.
So ist die Mühle heute lebendiges Museum, mit kleinen, notwendigen Änderungen am Transportsystem und der Reinigung, trotzdem sind noch alle Maschinen der Vergangenheit erhalten, zum Teil in einer Art Dornröschenschlaf gefangen, aus dem man diese nur erwecken müßte.
Die Modernisierungen zeigen auch hier, daß sich auch solche Mühlen weiter entwickeln, um einfach bestehen zu können und nicht immer Stillstand, wie er im Museum Neue Mühle in Erfurt erfahren wird, sein muss.
Ein laufender Betrieb ist daher, trotz in vielen Teilen musealer Einrichtung möglich, ja in bestimmten Grenzen sogar mit einem bestimmten Einkommen in Einklang zu bringen. Dieser sorgt dann nicht nur für den Erhalt dieser wichtigen Objekte unseres täglichen Brotes, nein, er sorgt auch dafür, daß Menschen die Strapatze auf sich nehmen, den Erhalt und Betrieb der Mühlen zu leisten.
Insbesondere dafür stehen Menschen wie Müller Gerd Graf mit Ihrer Mühle ein.
Viele der einstigen Kunstmühlen sind heute fremdgenutzt oder abgebrochen worden, andere sind zu modernsten Großmühlen umgebaut worden. Der Begriff Kunstmühle ging damit oft lediglich in Namesgebende Strassenschilder oder Produktbegriffe über, die Kunstmühle selbst verschwand.
Wenige können daher mit dem Begriff heute etwas anfangen, stellt er doch einen wichtigen Schritt in der Industrialisierung der Mühlen dar.Waren die alten Getreidemühlen oft nur in der Lage, Mehl für ein Hofgut zu erzeugen, und dies dann auch oft in eher durchwachsener Qualität, beschritten einige der ersten Kunden- und Lohnmühlen der dörflichen Gemeinschaft einen anderen Weg. Wie am Beispiel der Mühle in Strötzbach oder der Roggenmühle in Schimborn zu erkennen ist, ging dies meist mit einigen Umbauarbeiten einher, die den meisten Hof- und Bauernmühlen erspart bleiben mußten. Andere Mühlen, die schon von Mahlkundschaft lebten, arbeiteten zunächst mit einer mehrstufigen Vermahlung auf den alten Steinmahlgängen und den direkt verbundenen Beutelgängen, wie man dies zum Beispiel in der Klostermühle Seligenstadt finden kann, auch wenn letztere keine Kundenmühle war, doch ist der Aufbau zu den ersten Handels- und Mahlkundenmühlen identisch.
Im Mühlenmuseum Strötzbach sieht man dann, die weiteren Änderungen, wie der Abbau der Mahlgänge zugunster der Walzenstühle und auch Erweiterung der Getreidereinigung und Verbesserung der Sichteranlage, um einfach gleichbleibende Endprodukte bei unterschiedlichem Eingang der Rohware gewährleisten zu können.
In einer Kunstmühle wurde dieser Vorgang technisch auf die Spitze getrieben und weitestgehend automatisiert. Wo früher der Müller die Güter Sackweise in den Prozess aufgab und ggf. auch wieder über Eimer und Säcke zurück in den Prozess rückschütten musste um die Vermahlungsstrecke erneut zu durchlaufen, waren diese Prozesse in der Kunstmühle schon weitesgehend automatisiert und der Produktdurchsatz konnte gesteigert werden.
Dies bedingte einen großen Maschinenpark für die unterschiedlichen Aufgaben der Müllerei, eine Vielzahl an Hebevorrichtungen um die Produkte der einzelnen Reinigung und Vermahlungsschritte auf die entsprechenden weiteren Schritte umzuleiten. Dies alles musste mit mechanischer Energie versorgt werden. Dazu waren nicht nur eine Vielzahl von Transmissionswellen und Riemenscheiben notwendig, sowie hunderte von Transmissionsriemen zu den Antriebsscheiben der Maschinen, nein, auch eine ausreichende Kraftquelle war von Nöten.
Die einst kleinen, wenig leistungsfähigen Wasserräder wurden durch Neukonstruktionen und Weiterentwicklungen ersetzt und nicht selten entstanden wahre Monster. Es war also kein Wunder, daß die Platzsparenden Wasserturbinen viele Anhänger fanden, brauchten diese doch weniger Platz in und an der Mühle, Platz der für den großen Maschinenpark dringend benötigt wurde. Die Versprechungen der Turbinenhersteller, damit auch gleich mehr Leistung zu erbringen, ergab das Übrige, um das Wasserrad ins Abseits zu stellen. Zwar bämten sich die Wasserrad-Hersteller mit modernen Wasserrädern gegen die Turbine auf, mußten sich aber letztendlich doch geschlagen geben.
Nur wenige Kunstmühlen überlebten daher, angetrieben von einem Wasserrad. Die meisten verloren das Rad gegen eine Turbine, oder stellten ganz auf elektrische Leistung um.
Nicht so in der Dinkelmühle Graf!
Und genau darum ist es mir eine große Freude, diese ja fast einzigartige Mühle mit einem virtuellen Rundgang auf meiner Homepage hier vorstellen zu können. Eine erhaltene Kunstmühle angetrieben von einem Hochleistungswasserrad - das ist etwas, was man nur selten findet, noch seltener aber, wenn diese Mühle dann noch, wenn auch nur teilweise, in Betrieb ist.
Wie bereits oben im Bild zu sehen, ist die Mühle an sich recht unscheinbar. Der Bau rechts, indem sich die Mühle befindet, ist unscheinbarer, als der Neubau, der als Speicher benutzt wird. |
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Das Wasserrad der Dinkelmühle Graf ist von aussen nicht zu sehen. Es ist völlig in das Gebäude integriert und daher für einen vorbei reisenden Besucher nicht erkennbar. Lediglich das in einem schmalen Kanal gefasste Unterwasser ist vor der Mühle zu sehen. Gerd Graf spielte mit dem Gedanken, zugunsten einer Kleinen Wasserturbine das Rad weniger laufen zu lassen, doch der beratende Ingenieur wußte um die Vorteile des Hochleistungsrades und passte die Kleinwasserkraftwerkslösung mit an das Flender-Getriebe gekuppelte Wasserrad an. |
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Aufgrund der Radgröße gibt es keinen Getriebekeller. Kammrad und Zentrale Antriebswelle liegen daher nahezu ebenerdig zum Mahlboden. Über dieser Hauptantriebswelle, die als liegendes Zeug bezeichnet wird, wurde der alte Mahlboden, oder das sogenannte Biet errichtet auf welchem die Steinmahlgänge errichtet sind. |
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Kaum eine Mühle konnte darauf verzichten, denn immer wieder sorgten Trockenzeiten dafür, daß nicht genügend Wasser für den Betrieb des Rades zur Verfügung stand. Produziert musste aber dennoch werden, so daß eine alternative zur Wasserkraft für diese Zeiten benötigt wurde. Die Dampfmaschine war hier meist das Mittel der Wahl, und auch in alten Plänen der Dinkelmühle existiert eine kleine stationäre Lokomobile, die dann die Mühle angetrieben hat. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Dampfmaschine dann zugunsten eines stationären Dieselmotors der Motorenfabrik Anton Schlüter aufgegeben. Dieser wuchtige Dieselmotor wurde von Gerd Graf aufwendig restauriert. Anstelle mit Pressluft wird er heute vom Wasserrad gestartet, und ist dann in der Lage, runde 25 kW Wellenleistung zu erzeugen. Allerdings ist der Betrieb aufgrund der alten Mechanik nicht dauerhaft möglich, um das wertvolle Stück nicht zu oft der Betriebsbelastung auszusetzen oder gar zu beschädigen, doch die seltene Maschine ist betriebsfähig und wird zu besonderen Anlässen auch gestartet und in Betrieb genommen. |
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Letztendlich müssen wir auch hier den Weg des Getreides durch die Mühle verfogen, um zu verstehen, was so besonders an der Mühle war. Einige Maschinen sind heute nicht mehr in Betrieb und daher nicht gerade so fotogen wie in der Neuen Mühle, aber die Einrichtung ist komplett und kann mit geringstem Aufwand in vollen Betrieb genommen werden, wenn der Bedarf bestünde. |
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Ganz sicher hätten wir im Speicher zu alten Zeiten auch eine Reinigungsstrecke finden können, doch existiert diese heute so an Ort und Stelle nicht mehr. |
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Der kleine Elevator hob nun das Gut aus dem Aspirateur auf den Trieur. Das Gerät ist zudem mit einem Spreu- und Spelzensieb versehen, so daß hier solche anteile, die nicht im Aspirateur ausgeschieden wurden, hier aussortiert wurden. Der Trieur selbst ist eine drehende Trommel, deren Innenseite Vertiefungen enthält. Das Gut kommt in die Trommel, setzt sich in die Vertiefungen und wird mit hochgenommen. |
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Die nächste Maschine ist die Schäl- und Bürstenmaschine. Im oberen Teil dreht sich ein Lüfterrad, der aus dem in die Trommel rieselden Getreidestrom Staubpartikel absaugt, der sich im Trieur ggf. gelöst hat. Im Inneren der oberen, mit Holz verkleideten Trommel drehen sich nun Paddelartige Leisten, die das Getreide nun heftig gegen einen rauen Schmirgelmantel reiben und so die schwer verdauliche, ja zum Teil unverdauliche Schale des Getreidekorns abreiben. Die feinen Schalenblättchen werden über den Lüfter abgesaugt und so aus der Trommel entfernt. Von dort rieselt das Getreide nun in die im unteren Teil des Rahmens montierte Bürstenmaschine. Eine drehende Bürste reibt nun die Getreidekörner aus der Schälmaschine über ein zylinderartig geformtes Lochblech, so daß an dessen Lochkanten letzte Reste der feinen Hüllblättchen des Korns abgeschmiergelt werden. Auch diese feinen Blättchenreste werden abgesaugt. Der Lüfter saugt die sogenannte Schälkleie in einen Filter, wo diese von der Luft getrennt werden und so in einem Sack gesammelt und abgepackt werden können. |
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Bevor die Körner nun in die Schäl- und Bürstmaschine fallen, durchlaufen diese nochmals eine recht unscheinbare Anlage, den Metallabscheider. Es ist wie in nahezu allen älteren Mühlen ein U-förmiger Dauermagnet in einer schrägen Holzrutsche.
Das Getreide rutsche in einem breiten Strom über die die eisenere Platte, die durch den Magneten magnetisiert wurde. So wurden dann Eisenteile und andere magnetische Stoffe auf der Platte festgehalten. Der Müller konnte über eine Klappe diese Teile nun entfernen. Da über Siebe des Aspiratuers bereits sichergestellt ist, daß nur Teile in etwa der Größe des Getreidekorns in die Vermahlung gelangen, waren hier nur selten Geldmünzen, Schrauben oder Muttern zu finden, eher waren es Splinte und Drahtreste die sich hier verfingen. |
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Der Rohrboden der Mühle ist die Verteilungszentrale der Güterströme in der Mühle. Fremdstoffe oder Siebgüter vom Sichter werden hier über die sogenannten Absackbänke gesammelt und in Säcke verpackt. Der Rohrboden der Dinkelmühle Graf ist riesig, vermochte er doch neben der Dinkelstrecke auch Roggen- und Weizenfeinmühle in allen Produktsträngen zu verarbeiten. Überall sind Filterschränke zu sehen, in denen die Texilen Schläuche der Staubfilter aufgehängt sind, die zentrale Transmissionswelle versorgt diese Filterschränke mit Kraft für den Abklopfmechanismus, also so auch die Kraft von der Wasserkraftmaschine nach oben zu den Sichtern geleitet wird. Der Rohrboden wirkt riesig, und ist dennoch vollgestopft mit Absackbänken der Zwischenprodukte, aber auch der Ausscheidungsstoffe der Sicht- und Reinungsmaschinen. |
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Schon zu Eingang kann man die Mahlmaschinen, die Walzenstühle sehen, wenn man die Mühle und den kleinen Mühlenladen betritt. Etwas hinter eine Regal verborgen sind sie doch das sichere Zeichen der Mühle. Alle Walzenstühle der Dinkelmühle Grad sind einfach, es sind also nicht zwei Stühle die Rücken and Rücken stehen, sondern einfach Stühle, die auch daher nur einen Produktstrom bedienen und vermahlen. Sie wurden von der Firma Wegmann in Zürich erbaut und als Serie an die Mühle geliefert. Im Vodergrund ist dies der Mehlstuhl mit keramischen Walzen, es folgt der 1. Schrot und der 2. Schrot. Dabei hat man sicherlich auch Griese mit dem 2. Schrot erzeugt, was ja durch die verstellbaren Mahlwalzen keine Schwierigkeit war. |
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Der Schrotstuhl, erste grobe Zerkleinerung des Getreides nach der Reinigung. Dabei muss man der Dinkelmühle Graf jedoch auch zu Gute halten, daß hier noch mit Steingängen zusätzlich gearbeitet wird und daher auch Schrotarbeit über einen Steingang gemacht wird. Der Walzenstuhl war also nur zum Erzeugen der Feinmehle aus Roggen und Weizen verantwortlich, Futterschrot erzeugte man sicherlich mit dem Steingang, der heue ausschließlich für den Dinkel benutzt wird. |
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Auch die Dinkelmühle Graf arbeitet mit dem modernen Plansichter. Diese ist zwar noch aus hölzernen Siebrahmen zusammen gesetzt, doch moderne Sichter arbeiten in Blechschränken nach dem gleichen Prinzip. Verschiedene Siebe sind auf hölzerne Rahmen gespannt und werden dann zu Siebstablen übereinander geschichtet und im Träger des Sichters eingestezt und fixiert. So bilden sich Siebstrecken mit unterschiedlichen Produktausgängen, die zum Rohrboden abgeführt werden, um dort entweder sofort an eine weitere Sicht- oder Vermahlungsstrecke übergeben zu werden, oder in Säcken gesondern gesammelt und verpackt zu werden. |
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Feine Stäube der Luftförderung der Produkte in der Mühle werden mittels Schlauchfiltern ausgeschieden. Dabei wird die Luft durch Schläuche aus Textilgewebe gepresst. Der Staub bleibt im Gewebe hängen und fällt im Inneren des Schlauches herab, wo er aufgefangen und abgesackt wird. |
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Für die Produktion von Gries war der Plansichter oft ein ungeeignetes Gerät, so daß in vielen Mühlen die Weizen verarbeitet haben, auch eine Griesputzmaschine zu finden ist. Eigentlich arbeitet die Griesputzmaschine ähnlich wie der Plansichter. Im Inneren befinden sich schwingende Siebe, die die Mahlgüter von einander trennen. Doch die Griesputzmaschine geht einen Schritt weiter. Über einen Luftstrom werden die Stoffe nicht nur nach Größe durch Siebe getrennt, sondern durch den Luftstrom auch nach Gewicht. So arbeitet die Griesputzmaschine wesentlich empfindlicher als der Plansichter und sortiert daher die gröberen Griese wesentlich effektiver und empfindlicher als der Sichter, er trennt auch sicher die verschiedenen Mehlgrößen voneinander. Die Ausgänge der Griesputzmaschine leiten daher die Stoffe zurück an den Plansichter oder weitere Vermahlungsstufen in der Mühle, oder direkt zu den Säcken an der Absackbank, um später daraus ein Mehl nach Kundenwunsch herstellen zu können. |
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In der Dinkelmühle Graf tut ein hängender Mehlmischer Dienst. In diesem Gerät werden die einzelnen Produkte der VErmahlung zu einem Mehl gleichbleibender Qualität und Zusammensetzung vermengt. Dies ist auch heute noch in industriellen Mühlen der Fall, denn die Eingangsstoffe lassen eine andere Vorgehensweise nicht zu. Die Eingangsqualität der Mahlgüter schwankt stark, nach Boden, Klima und Getreidesorte, der Kunde erwartet aber dennoch ein gleichbleibendes Mehl. Deshalb war der Mischer unabdinglich, wollte man ein Produkt anbieten, welches nicht an die Schwankungen der Eingangsgetreide so stark gebunden war. Ein ebensolcher Mischer kann auch im Rundgang durch die Neue Mühle, Erfurt gefunden und im virtuellen Rundgang entdeckt werden. |
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Unter dem Mehlmischer ist nun die Absackung angesiedelt. Sack liegt an Sack und wenn Gerd Graf gerade Mehle verpackt, steht der Sack auf einer Waage, so daß der Müller jeden Sack in gleichen Gewichten befüllt und verschließt. | ||
Eine Besonderheit steht im Gegensatz zu anderen Mühlen aus und wird daher nun sicherlich würdig abgehandelt. In der Dinkelmühle Graf wird natürlich sehr viel Dinkel vermahlen, wie der Name erahnen läßt. Leider ist der Dinkel von einem recht kräftigen und zähen Splezenmantel umschlossen. In modernen Mählen wird der Dinkel daher über besondere Maschinen gesondert geschält und poliert, wobei der Dinkelspelz als feiner Faseranteil ausgeschieden wird. |
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Eine Entspelzmaschine für den Dinkel hat die Mühle Graf auch, diese wird aber eher selten genutzt, der Schälgang erledigt die Arbeit ebenso, läßt aber die Spelzen in fester, zusammenhängender Struktur wie an der Ähre. |
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Man kann es gut im Sichtzylinder des Gangs erkennen: Hier läuft ein Produkt dem Steinmahlgang zu. Es ist der Schrotgang, also die Grobe Vermahlung des Getreidegutes, hier wieder Dinkel. |
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Bei den alten Getreidemühlen gabe es eine Vorrichtung, wo wenn der Trichter leer wurde, eine Mechanik den Zulauf zum Wasserad sperte und damit die Mühle zum Stillstand brachte, oder zumindest eine Glocke ertönen ließ. |
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Nein, es geht nicht ohne. Wer einmal die oft schmalen und steilen Stiegen einer Mühle hinauf und herunter geklettert ist, der wird verstehen, warum ein Aufzug wichtig war. Man stelle sich den M&uum;ller einer solchen großen Kunstmühle einmal vor, wenn er jeden 25 Kilo schweren Sack hätte diese Stiegen hinauf oder herabtragen müssen. Mit so einem Sack auf der Schulter, an vielen Stellen hätte er nicht mal mehr durch die Öffnung der Stiege gepasst. So erfanden die Mühlenbauer rasch eine Lösung, den Bremsfahrstuhl. Eine recht eigensinnige Konstruktion, die betrachtet man die Konstruktion schon auch gefährlich sein kann, wenn man nicht damit umzugehen weiß. Im Inneren des Schachtes läuft ein Seil. Zieht man daran, so hebt man die Welle des Aufzuges aus der Bremse, der Fahrstuhl gleitet abwärts. Für Aufwärts muss man kräftiger ziehen, das Seil hebt die Treibscheibe der Aufzugswelle nun in den Eingriff der sich vorwährend drehenden Antriebswelle, die Aufzugswelle wird nun von der Antriebscheibe über die Treibscheibe angetrieben und so der Aufzug nach oben gezogen. Für den Stillstand muss man einfach das Seil loslassen: Die Aufzugswelle fällt über ein Gegengewicht in die Bremse, daß Gerät steht still. |
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Transmissionen wohin das Auge reicht, ob nun zum Antrieb der Mahlgänge, oder zum Antrieb der Maschinen. Drehende Räder und Wellen überall. Hier ein Riemen, dort eine Scheibe, drüben ein Zahnrad, herrüben ein Hebelwerk. Eine Mühle ist eine große Maschine, und man sieht oft, wie diese ergänzt und erweitert wurde. Ist hier noch eine Grusseiserne Scheibe direkt auf der Welle verkeilt, ist dort nachträglich eine alte Holzschibe aufgekeilt wurden. War dort einst eine große Scheibe für den Antrieb der Vorgängermaschine nötig, ist es heute eine kleinere Scheibe, die direkt neben der alten Scheibe auf der Welle aufgebracht wurde. |
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Ja, es war nicht selten, daß der Müller Tag und Nacht in der Mühle weilte. Selten konnte er die groöße Maschinerie ohne aufsicht lassen und auch moderste Großmühlen arbeiten heute noch mit Personl im Dreischicht-Betrieb. |
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Nun wird es aber Zeit, den Besitzer dieser herrlichen Mühle vorzustellen. |
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Bleibt abschließend nur noch den Mühlenladen der Dinkelmühle Graf vorzustellen. Direkt vor den Walzenstühlen sind die Regale aufgestellt und man kann die Produkte der Mühle und ein paar Folgeprodukte der Mühlenprodukte erstehen. Dinkelnudeln zum Beispiel, oder herrliche Dinkelkekse. |
Damit endet auch dieser kleine, virtuelle Rundgang durch diese schöne Wassermühle in Oberschwaben an der Grenze zum Allgäu. Die Mühle verdankt Ihr Überleben der Familie Graf und dem bisherigen Nachfahren Gerd Graf, der sich aufopferungsvoll um Mühle und die Oberschwäbische Mühlenstrasse kümmert.
Trotz immer wiederkehrender Probleme mit den Behörden um das nötige Antriebsmittel für die Mühle, das Treibwasser des Mühlbachs steltl diese Mühle eine der letzen voll funktionsfähigen Kunstmühlen zu Beginn der Industialisierung der Mühlenlandschaft dar. Auch wenn diese Mühle heute keinen Vollbetrieb mehr fährt, kann man dennoch Mahlbetrieb zur Mitte des 20. Jahrunderts noch direkt erleben, je nachdem was gerade für Produkte erzeugt werden.
Es ist mit Abstand eine der schönsten Mühlen, die man besuchen kann, sie rangiert auf Augenhöhe mit der Neuen Mühle in Erfurt. Dort mag das Wasserrad Wahrzeichen sein und daher nie so beschnitten werden wie an der Dinkelmühle Graf, dafür ist in Schwaben die Mühle in Betrieb, ein sehr gewichtiger Faktor. Das eine ist ein einziges, leider lebloses Mühlenmuseum von beeindruckender Schönheit, das andere ist wohl eine der beeindruckensten Mühlenbetriebe mit historischem Maschinenbestand noch im Mahlbetrieb. Es ist daher schwer zu befinden, welche der Mühlen nun wirklich schöner ist.
Daher widme ich beiden Mühlen einen solchen Rundgang, wobei ich allerdings zugeben muss, beim erneuten Durchgehen der Bilder und Erinnerungen, in der Neuen Mühle Erfrt den typischen Geruch, nach Stroh, Mehl und anderen Mühlentypischen Aromen zu vermissen....
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