Rundgang durch die Maiermühle in Teisendorf

Der virtuelle Rundgang führt uns durch die Getreidemühle in Teisendorf im Berchtesgardener Land.
Ich habe diese Mühle ausgewählt, weil sie eine der typischen kleineren Handwerksmühlen ist, die in der Regel, ebenso wie die alten Getreidemühlen der Bauernhöfe nahezu ausgestorben ist.
Viele der Mühlen in der Region sind nicht mehr in Betrieb, einst wurde Getreide aus der Region wurde hier für regionale Orte/Mahlkunden vermahlen. Früher starben diese Mühlen aus, weil Kunden zu den größeren Mühlen wechselten, die kleinen und mittleren Mühlen daher keine Kundschaft mehr fanden und so ausstarben.
An der Maiermühle ist dies noch anders, so wurde erst in der kürzlichen Vergangenenheit das Vermahlungssystem von hölzernen Fallröhren auf Kunstoff- und Blechrohre umgestellt. Auch die Zentraltransmission und die Transmissionen unter der Bodendecke sind zum Großteil lahmgelegt, die Maschinen auf elektrischen Einzelantrieb umgerüstet.
Dies zeigt auch hier, daß sich auch solche Mühlen weiter entwickeln und nicht immer der Stand, wie er z.B. im Museum Neue Mühle in Erfurt gezeigt wird, erhalten bleiben kann.
Dieser Schritt ist auch bei anderen Mühlen in Bayern zu bestaunen, die bereits vor Jahrzehnten vom Wasserrad abgekommen sind. Da trieb die Turbine zunächst die Zentraltransmission an, später dann einen Generator und die Maschinen der Mühlen wurden auf elektrischen Einzelantrieb umgestellt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das unfallträchtige Hantieren mit den Treibriemen entfiel, zudem konnten die Maschinen wesentlich einfacher zu- und abgeschaltet werden, als auch die aufwendigen Zentraltasmissionen, die selbst im Leerlauf Energie verbrauchten, entfallen konnten.
Diesen Stand mit erhaltenen Zentraltransmissionen kann man im Museum Neue Mühle finden, aber auch in der Dinkelmühle Graf, die beide auch einen eigenen virtuellen Rundgang haben. In der Maiermühle hat man im Gegensatz zu den vielen Mühlen in Bayern das Wasserrad behalten und ist nicht auf eine Turbine gewechselt, doch der Schritt zum Einzelantrieb ist vollzogen worden.
Es ist nicht immer sinnvoll, eine andere Technik, wie die Turbine vorbehaltlos einzusetzen, denn letztendlich weiß man heute, daß Wasserräder nicht immer die schlechtere Alternative der Wasserkraftmaschine darstellen.

 

Die Maiermühle in Teisendorf im Berchtesgardener Land
Die Maiermühle in Teisendorf, eine wunderschöne Anlage im Berchtesgardener Land,
noch heute in Betrieb mit einem herrlichen Mühlenladen

Einst säumten viele Mühlen die Bäche und Ströme des Voralpenraums, der ja aufgrund der Höhenzüge sehr wasserreich war.
Zwar war der Voralpenraum nicht gerade eine Kornkammer, doch waren die Mühlen für den Bedarf der Dörfer unabdinglich. Mit dem Zusammenwachsen der Höfe zu dörflichen Gemeinschaften fielen die meist kleinen, oberschlächtige Hof-Mühlen wurden zugunsten größerer und technisch leistungsfähigerer Anlagen aufgegeben. So ging die Entwicklung von der Mühle mit einem Steingang und dem schlichten Beutelsichter zur Handwerksmühle, deren aufwendigere Getreidereinigung als Zeichen der dienen kann, daß hier der Übergang von der reinen Eigenbedarfsmüllerei hin zur Kunden- und Lohnmüllerei statt fand.
So wurde bei diesen Mühlen zwar gedroschenes Gut angeliefert, aber meist war es nicht von Fremdsaaten, Steinen und anderen Fremdeinschlüssen gereinigt, was nun in der Mühle gemacht werden musste. In einigen Mühlen, wie der Getreidemühle von Seligenstadt wurde diese Reinigung noch von Hand gemacht, doch stellt diese Mühle dann den ersten Schritt zur Kundenmühle dar, wobei auf mehren Steinmahlgängen nun zunächst geschrotet und auf dem folgenden Mahlgang nun ausgemahlen wurde, je mit einem passenden Beutelwerk als nachgeschaltenen Sichter.
Mit Entwicklung der Müllerei kamen nun in solche Mühlen auch maschinelle Reinigungsanlagen, mit Aufkommen moderner Sichter dann auch die Verrohrung der Mühle, um die Mahlgüter zu sammeln, zum zentralen Sichter zu schaffen, und von dort auch auf die einzelnen Mahlgänge zu verteilen.
Mit dem Walzenstuhl wurde nun der Steingang verdrängt. Im Gang musste das Mahlgut einen langen Weg vom Steinmittelpunkt nach Außen zurücklegen, wobei es sich unter ungünstigen Umständen sehr stark erwärmen konnte, was zu einer Verminderung der Qualität führte. Im Walzenstuhl hingegen erfolgte die Passage der beiden Mahlwalzen in nicht mal Sekunden, so daß die Erwärmung auf ein Minimum reduziert werden konnte.
Damit war die Grundlage der modernen Hoch-Müllerei geschaffen, mit der maschinellen Reinigung und der Vermahlung in mehreren Passagen auf getrennten Mahlmaschinen.
Der Schritt zur Kunstmühle war geschaffen und dank der Griesputzmaschine konnten dann auch hochfeine und qualitativ hochwertige, weiße Mehle hergestellt werden. Dies war in anderen Mühlen, die ebenso mit Walzenstühlen ausgerüstet sind, wie die Hagenmühle so nicht gegeben - unterschied daher die wahren Kunstmühlen von den kleineren Handwerksmühlen - wo die Qualität oft vom Geschick des Müllers, als vom Funktionieren der Maschinen abhängig war.
Dies finden wir nun in der Maiermühle in Teisendorf genau so vor, mit dem einzigen Unterschied, daß hier die Zentraltransmission zugunsten des elektrischen Einzelantriebs aufgelöst wurde.

Auf der Rückseite der Maiermühle ist die Wasserkraftmaschine zu finden. Unter dem kleinen Vordach, die eine Änderung der einst geschlossenen Radstube oder Radhauses darstellt, dreht sich nun für alle sichtbar das oberschlächtige Eisen-Wasserrad.
Gut sichtbar ist der mehrstöckige Mühlenbau, der mit der unteren Fensterreihe den Mahlboden bezeichnet, gefolgt vom Absack- und Mischerboden, die dritte Fensterreihe ist dann der Rohrboden und unter dem Dach befindet sich dann der Sichterboden mit der Reinigung. Zugleich findet sich hier ein Vorspeicher für das angelieferte Getreide und es befinden sich dann die Speicher vor den Mahlpassagen, die sich über meist zwei bis drei Böden erstreckt.
Allein die Mühle könnte die Familie Mühlbacher als Betreiber der Mühle nicht ernähren, so schließt sich eine Landwirtschaft an, zu der die Wiese im Vordergrund gehört.
So ist der sogenannte Schaufelschlag, also die Möglichkeit des Müllers Aushub und Verschmutzungen des Mühlgrabens auf diese Grünflächen aufzugeben hier allein mit dem Besitz dieser angrenzenden Flächen gegeben. Wartungs- und Reinigungsarbeten sind somit erleichtert und für den Müller einfach zu machen.

Radseite der Maiermühle mit dem Mühlenturm
Volleisen-Wasserrad der Maiermühle

Über ein hölzernes Zulaufgerinne, Kähner oder Trog genannt, wird das Wasser aus dem Mühlgraben nun dem Wasserrad zugeführt.
Das Wasserrad ist oberschlächtig, was bedeutet, daß Wasser fließt von oben in das Rad und dreht es in Flußrichtung. Auf em Bild sieht man gut, daß die Wochen sehr regnerisch waren, denn es herrschte reichlich Wasser, so daß das Rad in leichter Überfüllung lief und damit die vollen 15 kW an Leistung erzeugte.
Das Rad ist von Müller Mühlbacher neu gelagert worden, anstelle der alten Gleitlager ruht das Rad nun auf modernen fettgeschmierten Kugellagern auf einem Dämpfungsglied, um Schwingungen abzufangen. Es läuft nun extrem leicht und damit auch mit sehr wenig Wasser und zeigt daher auch im maximalen Lastbereich kaum große Roll- und Drehgeräusche. Es ist zudem ein vollgeschweißtes Hochleistungswasserrrad aus Stahl, welches von einer anderen Mühle an die Maiermühle gebaut wurde. Es ersetzte das alte Holzwasserrad.

Im Getriebekeller findet sich dann ein nagelneues Flender Kegelstirnradgetriebe, welches nun die Funktion des Vorgeleges übernimmt. Im Bild sieht man das 2 Meter messende, Volleisen-Kammrad auf der kugel-gelagerten Wasserradwelle. Von der blauen Getriebebox geht dann eine Antriebswelle zu einer Transmissionsscheibe. Hierüber kann dann die Zentraltransmission angetrieben werden, oder wie im Bild dann aussschließlich der Generator zur Stromversorgung der Mühle. Denn bis auf die Walzenstühle ist die komplette Mühlemit elektrischen Einzelantrieben ausgetattet, die den Strom vom Mühlengenerator beziehen und so die an der Seitenwand ehemals verlaufende Transmissionsriemen für die oberen Stockwerke unnötig werden läßt.

Das Getriebe am Wasserrad
Der Generator, angetrieben vom Wasserrad

Der Mühlengenerator, er wurde erst vor kurzem überholt und ist daher noch nicht wider mit dem ursprünglichen Versorgungskabel der Mühle verbunden. Da nebenbei auf der Mühle Landwirtschaft betrieben wird, fehlt es oft an Zeit, bestimmte Dinge zeitnahe oder gleich zu machen.
Doch dieses Gerät versorgt die Mühle mit der nötigen Energie in elektrischer Form, eine Maschine die für rund 20 kW ausgelegt ist, aber hier nur maximal 14 bis 15 kW an die Mühle schicken muss - mehr kann das Wasserrad nicht erzeugen.

Hier im Bild dann nochmals eine Aussenansicht. Der Zulaufkanal zum Wasserrad. Man erkennt gut den neu gefassten Zulauf in Betonausführung, der den alten Zulauf aus Holzbohlen ersetzt. Zwei Wände sind auch hier noch provisorisch und müssen noch neu vergossen werden, doch auch hier fehlte die nötige Zeit. Man erkennt aber trotzdem links den Absatz zum Hchwasserschutz, wo die maximale Wassermenge über eine abgesenkte Seitenwand begrenz wird - alles Wasser zuviel überströmt diesen niedrigen Bereich, fließt sofort über einen Graben ins Unterwasser. Solch eine Vorrichtung ist an vielen Mühlen zu finden und soll auch hier im Herbst, wenn es ruhiger geworden ist um die Landwirtschaft in Beton ausgeführt werden. Bis dahin funktioniert das Provisorium sehr gut.

DerZulaufkanal zum Wasserrad
Die Durchlaufewaage am Eingang des Speichers

Schauen wir nun den Weg des Mahlgutes durch die Mühle uns an.
Er beginnt ganz oben unter dem Dach mit dem Speicher, der sich als Holzkonstruktion durch die Mühle zieht. Dort wo das Getreide von der Annahme über den Elevator nach oben gelangt und über Fallrohre nun in den Speicher umgefüllt wird, befindet sich die Durchlaufwaage. Über einen recht komplexen Mechanismus wurde hier das Gut beim Durchlauf durch das Gerät auf das Gewicht bestimmt und mit einem Zählwerk und einem Glockensignal sichtbar und hörbar festgehalten. Der Müller wußte so immer, was die Maahlkundschaft angeliefert und in die Speicher der Mühle gelaufen waren.
Socleh Durchlaufwaagen funktionieren noch heute auf die gleiche Weise, nur das heute elektronische Stell- und Zählglieder benutzt werden, aber die Wiegemechanik ist mit der im Bild gezeigten Waage noch sehr ähnlich und durchaus vergleichbar.
Durch Umbaumaßnahmen sieht man, daß das heute die Waage oft nicht mehr benutzt wird, da oft die Mengen im Vornherein feststehen und daher nicht mehr nachgewogen werden muss. Es wirkt im Bild auch ein wenig provisorisch, weil der Umbau im Inneren der Mühle nicht an allein Teilen vollständig abgeschlossen war.

Aus dem Speicher wird das Getreide nun über einen Elevator erneut nach oben unter das Dach der Mühle gehoben und dann dort in die Reinigung gegeben.
Erste Stufe der in der Maiermühle recht einfachen Reinigung war nun der Trieur, oder Rundkornausleser. Die drehende Metalltrommel hat innen Vertiefungen, in denen sich runde Körner länger halten, als die länglichen Getreidekörner. So werden diese runden Körner mitgenommen und oben fallen diese erst auf der Trommel. Sie fallen so in eine innere Rinne, und werden so vom Getreide getrennt, welches vorn aus der drehenden Trommel in ein noch hölzernes Fallrohr, eine sogenannte Schmiege, fallen. Die Rundkörner gehen direkt in einen Sack, die Getreidekörner fallen nun der nächsten Reinigungsmaschine zu.

Der Trieur unter der Decke über der Putzmaschine
Die Schäl und Putzmaschine

Die nächste Maschine ist die Schäl- und Putzmaschine. Im oberen Teil dreht sich ein Lüfterrad, der aus dem in die Trommel rieselden Getreidestrom Staubpartikel absaugt. Im inneren der oberen, mit Holz verkleideten Trommel drehen sich nun Paddelartige Leisten, die das Getreide nun heftig gegen einen rauen Schmiergelmantel reiben und so die schwer verdauliche, ja zum Teil unverdauliche Schale des Getreidekorns abreiben. Die feinen Schalenblättchen werden über den Lüfter abgesaugt und so aus der Trommel entfernt. Von dort rieselt das Getreide nun in die im unteren Teil des Rahmens montierte Bürstenmaschine. Eine drehende Bürste reibt nun die Getreidekörner aus der Schälmaschine über ein zylinderartig geformtes Lochblech, so daß an dessen Lochkanten letzte Reste der feinen Hüllblättchen des Korns abgeschmiergelt werden. Auch diese feinen Blättchenreste werden abgesaugt. Der Lüfter bläst diese sogenannte Schälkleie in einen Filter, wo diese von der Luft getrennt werden und so in einem Sack gesammelt und abgepackt werden können.
Von der Reinigung werden die Körner nun in den Vorspeicher der Mahlstühle geschickt.

Bevor die Körner nun in die Schäl- und Putzmaschine fallen, durchlaufen diese nochmals eine recht unscheinbare Maschine, den Metallabscheider. In hochmodernen Industriemühlen ist dies heute ein hochleistungsfähiger Elektromagnet, in den kleinen älteren Handwerksmühlen war dis ein U-förmiger Dauermagnet.
Das Getreide rutsche in einem breiten Schleier über die die eisenere Grundplatte, wo dann Eisenteile und andere magnetische Stoffe festgehalten werden. Der Müller konnte über eine Klappe diese Teile entfernen. Da über Siebe bereits sichergestellt ist, daß nur Teile in etwa der Größe des Getreidekorns in die Vermahlung gelangen, waren hier oft Geldmünzen, Schrauben oder Muttern, aber auch Splinte und Drahtreste zu finden und zu entfernen.
Metallteile konnten die empfindlichen Mahlwalzen der Walzenstühle schwer beschädigen und deshalb ist das unscheinbare Gerät so wichtig.

Der Magnetabscheider
Der Rohrboden, wo die Güter verteilt werden

Der Rohrboden der Mühle ist die Verteilungszentrale der Güterströme in der Mühle. Fremdstoffe oder Siebgüter vom Sichter werden hier über die sogenannte Absackbank im Bildvordergrund abgefangen und in Säcke verpackt. Links im Bildhintergrund sieht man die großen Schlauchfilter der der Zentralaspiration, worüber feiner Staub der Mahlmaschinen abgefangen wird. Der Metallzylinder davor ist der Speicher vor dem 1. Mahldurchlauf, dem sogenannten 1. Schrot. Die einst feinen Stoffsäcke sind modernen Papiersäcken gewichen, die nun an vielen Stellen eingespannt werden und die Güter aufnehmen. Andere Rohre leiten dann die Stoffe der Sichter direkt in die Speicher der anderen Vermahlungsstufen, oder über Elevatoren erneut auf die Sichtungsmaschinen im Dachgeschoss. Deutlich sieht man, daß soweit es ging, hier alle Holzfallrohre gegen moderne Blech- oder Kunststoffrohre schon getauscht wurden, der Rohrboden daher heller und aufgeräumter wirkt.

Herzstück der Mühle ist nun der Mahlboden, der sich direkt hinter dem kleinen Mühlenladen der Mühle befindet. Von der Zentralstransmission im Keller aus werden die Walzenstühle der Firma MIAG direkt über Transmissionslederriemen angetrieben.
Im Hintergrund an der Wand sieht man Röhren mit Glaseinsätzen, wo die Stoffe der Walzenstühle anstelle über Elevatoren mit einem Luftstom unter das Dach zum Sichter transportiert werden. Von dort fallen die Güter dann über Schwerkraft durch die Fallröhren den anderen Maschinen zu.
Im Bild links sieht man den Schrot, also die erste, grobe Zerkleinerung der Getreidekörner, rechts dann den Gries-Stuhl, wo die gröberen Mehlanteile aus dem Schrot herausgemahlen werden. Der Schrotwalzenstuhl hat noch eine mechanische Walzenverstellung, der Gries-Stuhl bereits eine elektrische, er wurde also später in die Mühle eingebaut, was man auch am Speisezylinder erkennen kann.

Der Mahlboden mit den MIAG Walzenstühlen
Der zentrale Walzenstuhl zur Grieserzeugung

Der moderne Gries-Walzenstuhl der Mühle, zentrales Vermahlungsgerät in der Maiermühle. Er ist mit einer elektrischen Walzenverstellung ausgerüstet und düfte daher einen Walzenstuhl mit einst mechanischer Walzenverstellung ersetzt haben. Er ist auch ein anderes Baujahr als die beiden anderen Walzenstühle der Mühle. Hier wird der Gries erzeugt. Gries ist ein gröberes Mehl und Gries ist noch heute wichtiger Grundstoff in der Nudelproduktion und für besondere Backwaren. Mit dem doppelten Walzenstuhl konnte nun Gries in zwei unterschiedlichen Größen erzeugt werden. So konnte ein Mehl- oder Griesprodukt direkt und gezielt nach Kundenwunsch hergestellt werden, unentbehrlich für eine solche Kundenmühle wie die Maiermühle, die dies mit diesen Maschinen noch heute so macht. Kunden wissen diese Fexibilität zu schätzen und greifen daher vermehrt auf diese kleinen Mühlen zurück.

Unabdinglich sind die Sichtmaschinen. Man kann sicherlich streiten, ob die Mahlmaschinen oder Sichter das wahre Herzstück der Mühle sind, doch das eine geht nicht ohne das andere. In der Maiermühle verrichten Schwingende Stabelsichter, sogenannte Plansichter, die Aufgabe die Güter der Mahlmaschinen zu trennen und zu sortieren. Übereinander gestapelte Siebe schwingen im Kreis und schütteln so die Güter über die Siebfläche, trennen so die Produkte voneinander und leiten diese damit getrennten Rohren und Produktkanälen zu.
Über dem Sichter sorgen Schleusen dafür, daß Luftstrom und Mahlgut vom Mahlboden voneinander getrennt werden, der Luftstrom wird durch mächtige Luftfilter im Bildhintergrund von Staub und Mehlresten gereinigt. Der kleinere Sichter wird nur selten benutzt, der große Sichter ist mit modernen Rohren ausgerüstet worden und ist der Hauptsichter der Mühle.

Die Plansichter, unablässiges Gerät zum Trennen der Produkte und Güter in der Mühle
Schlauchfilter in der Mühle

Überall in der Mühle wird mit Luft gearbeitet. Im Bild sieht man nun die Absackung unter dem Schlauchfilter der Schäl- und Putzmaschine. Die Luft wird in die Textilschläuche gepresstr und entweicht durch das Gewebe, der Staub bleibt im Gewebe hängen und fällt so nach unten, in den hölzernen Trichter, der den Staub nun zu einer Sackhalterung leitet, wo man einen Sack festklemmt und so den abgefangenen Stoff sammeln kann. Man sieht im Bild gut die hölzerne Schmiege, also ein Fallrohr aus Holz, welches noch nicht durch ein modernes Kunstoff- oder Blechrohr ersetzt wurde, und zu einem zweiten Sack führt. Hier wird die Schälkleie abgesackt, die als beliebtes Futtermittel, aber auch Ballaststoffausgangsprodukt weiter verkauft wird. Über eine Mechanik werden die Textilschläuche abgeklopft und der Staub so nach unten an den Sack befördert, bei anderen Schläuchen der Luftfilterung geschied dies mittels hölzerner Schläger manuell von Hand. Die Absaugung von Staub aus dem Reinigungs und Vermahlungsprozess nennt der Müller Aspiration. So findet man neben diese Luftfilteranlage in der Mühle die großen Filterschläuche der Vermahlungs-Aspiration, wo der Staub aus dem Walzenstühlen abgesaugt und in solchen Filtern abgefangen und abgesackt wird. Aber auch Staub aus dem Sichter und dem Luftstrom der pneumatischen Förderung wird über solche Filter abgesaugt, der Staub auch dann in Säcke abgefüllt.

Für die Produktion von Gries war der Plansichter oft ein so unempfindliches Gerät, so daß in vielen Mühlen die Weizen verarbeitet haben, auch eine Griesputzmaschine zu finden ist. Eigentlich arbeitet die Griesputzmaschine ähnlich wie der Plansichter. Im Inneren befinden sich schwingende Siebe, die die Mahlgüter von einander trennen. Doch die Griesputzmaschine geht einen Schritt weiter. Über einen Luftstrom werden die Stoffe nicht nur nach Größe durch Siebe getrennt, sondern durch den Luftstrom auch nach Gewicht. So arbeitet die Griesputzmaschine wesentlich empfindlicher als der Plansichter und sortiert daher die gröberen Griese wesentlich effektiver und empfindlicher als der Sichter, er trennt auch sicher die verschiedenen Mehlgrößen voneinander. Die Ausgänge der Griesputzmaschine leiten daher die Stoffe zurück an den Plansichter oder weitere Vermahlungsstufen in der Mühle, oder direkt zu den Säcken an der Absackbank, um später daraus ein Mehl nach Kundenwunsch herstellen zu können.

Die Griesputzmaschine, wichtig um die feinen Mehlströme zu trennen
Der Mehlmischer, hier wird das fertige Endprodukt ermischt

Der liegende Mehlmischer der Maiermühle ist letztendlich das Ende der Vermahlung. Feines Mehl, verschiedene Griese und andere Stoffe der Vermahlung werden in diesem Gerät miteinander vermengt und durchmischt, um dann das entsprechende Endprodukt über die Absackung in Säcke verpacken zu können.
In Inneren rieseln die Produkte über Schräge Flächen nach unten, werden von dort über eine Transporteinrichten wieder zur Oberseite transportiert und erneut über die schrägen Flächen geschickt. So werden die Produkte im Inneren der Mehlmischmaschine gründlich vermengt und durchmischt.
Die Maiermühle hat auch noch einen hängenden Mehlmischer, der allerdings heute nicht mehr benutzt wird. Er ist daher hier auch nicht abgebildet, oder behandelt. Er kann aber in der Neuen Mühlen gefunden und im virtuellen Rundgang gesehen werden, aber auch im Rundgang durch die Dinkelmühle Graf kann man diesen Mischer sehen.

Unter dem Mehlmischer ist nun die Absackung angesiedelt. Im Hintergrund sieht man die große graue Röhre, wo die Standard 25 Kilo Säcke gefüllt werden. Diese belasten dann sofort eine Waage, so daß bei 25 Kilo Inhalt die Befüllung geschlossen wird und der Sack mit der Handkarre nach vorn gefahren wird. Dort hängt die elektrische Sacknähmaschinem it der die Säcke verschlossen werden.
Auf der Arbeitsplatte werden dann auch die kleineren Säcke und Tüten befüllt und mit der Sacknähmaschine verschlossen, auch in den Größen wie man diese im Mühlenladen kaufen kann. Dazu ist auch hier eine entsprechende Waaage aufgestellt und neben verschiedenen Mehlschaufeln, Trichtern und Papiertüten sind auch Klebelabels und Stoffbeiblätter hier säuberlich sortiert abgelegt.

Die Absackung, hier kommt das Produkt in den Sack
Der Wegmannstuhl von 1873

Eine Besonderheit steht im Vorraum und Sacklager der Mühle. Es ist ein alter Wegmann Walzenstuhl der Mühle. Er ist Baujahr 1873 und wurde anstelle eines Mahlgangs in der Mühle im 19. Jahrhundert eingebaut, ersetzt wurde er mit Einbau der MIAG Walzenstühle erst im 20. Jahrhundert. Er ist bereits mit einer Walzenverstellung und einer Walzenvoreilung ausgerüstet, war also keine Quetsche, sondern ein Walzenstuhl der ersten Generation. Er ist mit keramischen Walzen ausgerüstet und ist daher nicht zum Schroten eingesetzt worden, sondern als Mahlmaschine für Mehl verbaut gewesen. Der Walzrnstuhl ist in einem hervorragenden Zustand und immer noch betriebsfähig, er wird von Familie Mühlbacher als Inhaber der Maiermühle gepflegt und absolut Spitze in Schuss gehalten. Er ist sogar mit einer Lackierung versehen worden, die von einem Restaurator aufgrund gefundener Originallackreste angemischt wurde. Es ist eine Besonderheit, das anstelle eines Gangs hier ein Walzenstuhl der vorherigen Mahlmaschinen erhalten geblieben ist, insbesondere das hier der Walzenstuhl in einem so hervorragenden Zustand ist.

Damit endet nun der kleine Rundgang durch diese wundervolle Wassermühle im Berchtesgardner Land an der Grenze zu Österreich. Die Mühle verdankt Ihr Überleben ausschließlich regionalen Mahlkunden, die auch heute noch die Produkte von dieser Mühle abnehmen und so über die Jahre ein Sterben des Mühle verhindert haben.
Neuzeitlich zeigt sich, daß auch neue Mahlkunden hinzugewonnen werden konnten, da hier für Nudelproduktionen, aber auch regionale, traditionelle Backwaren besondere Mehle direkt auf den Kunden zugeschnitten erzeugt werden können, was in größeren Mühlen zwar auch ginge, aber dort selten so gemacht wird. Dies dürfte der Mühle auch weiterhin das Überleben sichern und die Mühle in den für das Überleben so wichtigen Betrieb erhalten.
Der kleine Mühlenladen versorgt so nicht nur Privatkunden mit Mühlenprodukten, die zum Großteil Bio-Qualität haben, sondern über das Sacklager werden dann auch größere Küchenbetriebe und Bäckereien beliefert, die hier besondere Mehlmischungen direkt nach Wunsch beziehen. Landwirte, die diese Endkunden kennen, beliefern die Mühle daher mit dem entsprechenden Rohstoff, zum Teil in ausgewählter und streng kontrollierter Bioqualität, wobei hier der nachhaltige, weil ohne Fremdenergie erfolgte Mahlvorgang, Vermahlung durchaus erwünscht und gefordert ist.
So kam auch die Maiermühle nicht um ein gewisses Maß an Modernisierung herum, zumeist aus hygenischen Gründen, was man insbesondere bei den Fallrohren erkennen kann. Auch der pneumatsiche Transport anstelle der Elevatoren ist sichereres Zeichen der Modernisierung und die Umstellung der M¨hlenmaschinen auf elektrische Einzelantriebe ein weiterer Schritt in diese Richtung. Der Erhalt hingegen der alten Maschinen in hölzerner Bauweise und die alten Mahlverfahren lassen daher auch heute noch erleben, wie es früher war, auch wenn die unzähligen Transmisionen heute nicht mehr in Betrieb sind.
So kann man heute die Stromkabel, die vom zentralen Steuerschrank des Generators die vielen kleinen Elektromotoren an den Maschinen in der Mühle mit Strom versorgen als Ersatz der ehemaligen Transmissionriemen ansehen, und dennoch mit den Maschinen gut die einzelnen Schritt innerhalb der Mühle nachvollziehen und verstehen. Im Gegensatz zur Technik der alten Getreidemühlen kann man die Vermahlung in der Maiermühle schon als recht modern ansehen, zumal hier nicht mal für Futterschrot ein einfacher Steinmahlgang wie in anderen Mühlen zurückbehalten wurde.
Die Maiermühle hat leider (noch) keine eigene Homepage, auf die ich verweisen kann, trotzdem möchte ich jedem, der in die Nähe kommt, und sich für Mühlen interessiert, einen Besuch ans Herz legen. Für eine kleine Aufwandsentschädigung ist sicherlich jemand aus der Familie Mühlbacher gern bereit, eine kurze Führung durch die Mühle zu geben, damit man diesen virtuellen Rundgang an Ort und Stelle direkt in der Mühle mit Geräuschen und Gerüchen erleben kann.
Ist an eher auf Urlaub in der wunderschönen Gegend, kann an anstelle Mehl- und andere Mühlentypische Produkte im Supermarkt hier im gut sortierten Mühlenladen erstehen und damit diese Handwerksmühle im Vorbestehen unterstützen.
 

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